Proteste in Hongkong: Folgen für deutsche Unternehmen

Proteste in Hongkong: Folgen für deutsche Unternehmen

Seit Juni kommt es in Hongkong fortgesetzt zu Massenprotesten. Hintergrund sind Befürchtungen vieler Hongkonger, dass durch einen neuen Gesetzentwurf das bislang von der VR China weitgehend unabhängige Rechtssystem Hongkongs ausgehöhlt wird. Inzwischen ist eine neue Stufe der Gewaltbereitschaft erreicht. Was heißt das für deutsche Unternehmen?

Um die Meinungen und Erwartungen deutscher Unternehmen zu erfassen, führte die Delegation der Deutschen Wirtschaft eine Umfrage unter den Mitgliedern der Deutschen Handelskammer in Hongkong durch. Zwischen dem 6. und 9. August 2019 wurden rund 600 Unternehmen befragt.

Basierend auf den Ergebnissen und folgenden Gesprächen mit Mitgliedern der Deutschen Handelskammer fasste die Delegation der Deutschen Wirtschaft die am häufigsten auftretenden Bedenken deutscher Unternehmen zusammen:

Sind deutsche Unternehmen von den anhaltenden Protesten betroffen?

Knapp die Hälfte (49 Prozent) der befragten deutschen Unternehmen gaben an, dass ihre operativen Tätigkeiten durch die anhaltenden Proteste in Hongkong eingeschränkt wurden. Die am häufigsten genannten Probleme sind Einschränkungen im Verkauf, Öffnungszeiten, Transport und die Arbeitsmoral der Angestellten. Jedoch gab kein befragtes Unternehmen an, dass sie einen ernsten Schaden durch die Proteste genommen hätten.

Werden aufgrund der Proteste provisorische Maßnahmen von den deutschen Unternehmen in Hongkong getätigt?

Die meisten deutschen Unternehmen gaben an, dass sie situationsabhängige Pläne hätten, um die Protestphase durchzustehen, z.B. flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Verlegung der Budgetplanung auf einen späteren Zeitpunkt. Niemand gab jedoch an, sich schon langfristige Pläne zurecht gelegt zu haben.

Wie reagieren die deutschen Unternehmen auf die Gewalt der letzten Wochen?

Die deutschen Unternehmen verurteilen jegliche Form der Gewalt von allen Parteien und blicken mit großer Sorge auf die Lage in Hongkong. Sie sind daran interessiert, jegliche Konflikte zu beseitigen und zu einem friedlichen Alltag zurückzukehren.

Warum sind die Proteste und Streiks am internationalen Flughafen Hongkongs signifikant?

Da der internationale Flughafen Hongkong ein essentielles Drehkreuz für die gesamte Asien-Pazifik Region ist, kann eine Lahmlegung des Flughafens weitaus größere Konsequenzen mit sich ziehen als eine Einschränkung des Flugverkehrs in Hongkong. Viele deutsche Unternehmen sind in der Transport- und Logistikindustrie beteiligt und blicken mit großer Sorge auf die Unterbrechung der Luftfahrt, welche den Unternehmen und der Wirtschaft erheblichen Schaden zufügen könnte.

Ist Hongkong noch ein sicherer Handelsort? Und wie wird sich die Situation entwickeln?

Trotz der anhaltenden Proteste haben sich deutsche Unternehmen nicht dazu entschlossen, sich aus Hongkong in irgendeiner Form zurückzuziehen. Dennoch wird geraten, vor Geschäftsreisen die neuesten Entwicklungen in Hongkong genau zu verfolgen. Verlässliche Quellen sind die lokalen Nachrichten SCMP und RTHK sowie die Informationsdienste der Fluggesellschaften. Das deutsche Auswärtige Amt hat noch keine Reisewarnung für Hongkong ausgegeben und die deutschen Unternehmen sind zuversichtlich, dass die Situation sich beruhigt und man zu einem normalen und friedlichen Alltag zurückkehren kann.

Wie wichtig ist den deutschen Unternehmen das Prinzip “Ein Land, zwei Systeme”?

Die deutschen Unternehmen schätzen das hohe Maß an Autonomie, Stabilität und Transparenz in Hongkong, welche durch das Prinzip: “Ein Land, zwei Systeme” geboten wird. Fundamentale Rechte und Freiheiten, wie die Presse- und Meinungsfreiheit, werden respektiert und machen Hongkong als internationalen Handelsplatz umso attraktiver. Daher haben die deutschen Unternehmen großes Interesse daran, die besonderen wirtschaftlichen Bedingungen und den Ruf Hongkongs zu erhalten, und sehen “Ein Land, zwei Systeme” als wichtigen Baustein für den zukünftigen Erfolg Hongkongs.

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