Textilbranche in schwerer Zeit

Textilbranche in schwerer Zeit

Die deutsche Textil- und Modeindustrie geht schweren Zeiten entgegen. Superinflation, Energiepreisexplosion, gestörte Lieferketten: Ein schlechtes, um die herben Verluste der Corona-Jahre wieder aufzuholen.

Der gefährliche Mix aus den wirtschaftlichen Folgen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, explodierenden Energiepreisen und Lieferkettenstörungen hat die deutsche Textil- und Modeindustrie jäh bei dem Versuch ausgebremst, die dramatischen Verluste der Corona-Jahre wieder aufzuholen. Dies geht aus den neuesten Daten im Konjunkturbericht des Gesamtverbandes textil+mode hervor. Die deutsche Bekleidungsindustrie trotz erheblicher Aufhol-Anstrengungen noch nicht einmal wieder auf dem Vorcorona-Niveau. Die Hersteller von Spezialtextilien, sogenannter technischer Textilien, haben bei den Umsätzen zwar das Vorkrisenniveau von 2019 wieder erreicht. Allerdings fressen die explodierenden Energiepreise und die inflationsbedingten Mehrkosten die Einnahmen auf – mit stark negativen Folgen für die Ertragslage und die Beschäftigung in den Unternehmen. Die Beschäftigung liegt mit weit über minus 10 Prozent unter dem Vorkrisenniveau. Entsprechend pessimistisch bewerten die Unternehmerinnen und Unternehmer die Geschäftserwartungen.

Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode.

„Die Preisbremsen für Strom und Gas müssen jetzt zügig in Kraft treten, sonst kommt jede Hilfe für die in Deutschland produzierenden Unternehmen zu spät. Allerdings müssen die Hilfen dringend nachgebessert und für die Unternehmen deutlich vereinfacht werden. Es kann und darf nicht sein, dass immer mehr mittelständische und familiengeführte Traditionshersteller keinen anderen Ausweg sehen, als ihre Produktion am Standort Deutschland dicht zu machen oder ins Ausland zu gehen.“

Wer einmal weg ist, kommt nicht wieder. Deutschland verlassen hochspezialisierte Textilunternehmen. Die deutsche Weltmarktführerschaft bei technischen Textilien ist in Gefahr mit verheerenden Folgen für die Lieferketten und das textile Wissen, das für zahlreiche Zukunftstechnologien in den Bereichen Umwelttechnik, regenerative Energien oder Kreislaufwirtschaft wichtig ist. Kein Windrad dreht sich ohne Textil, Luft- und Abwasserreinigung funktionieren nur mit moderner textiler Filtertechnik, ohne Spinnereien findet kein Recycling gebrauchter Garne oder die Herstellung neuer biobasierter Stoffe statt.

Quelle: Pressemitteilung textil + mode vom 2. Dezember 2022