Nach dem Corona-bedingten Absturz 2020 hat sich der Bekleidungsmarkt in den USA rascher erholt als anderswo. Bereits 2021 übertrafen die Retail-Umsätze das Niveau von 2019. Hohe Inflationsraten im Jahr 2022 belasteten die Nachfrage und ließen den Umsatz stagnieren. Für die nächsten Jahre wird dennoch ein stetiges Marktwachstum erwartet. Auch die Nachfrage bei technischen Anwendungen und Anwendungen in Haus und Heim steigt.
Wellness, Gesundheit, Sport
Bei Bekleidung prognostizieren die Analysten von Euromonitor International vor allem bei Herrenbekleidung stabile Wachstumsraten als bei Damen- und Kinderbekleidung, da Männer beim Modekauf weniger preissensibel reagieren als Frauen und Eltern. Aufgrund veränderter Lebens- und Arbeitswelten nach der Pandemie wachsen die Ausgaben der US-Verbraucher für Wellness und Gesundheit. Das Produktsegment Sport, Gesundheit und Wellness dürfte daher weiter zu den Gewinnern zählen. Im US-Markt besonders wichtig sind „integrative“ Produkte, um sämtliche Körperformen und -größen abzudecken. Plus-Size-Models oder Models mit körperlichen Einschränkungen haben längst ihren festen Platz auf US-Laufstegen. Ein weiterer Trend ist die Expansion von Marken, einerseits vertikal, z. B. in der Logistik, andererseits in neue Produktbereiche wie Athleisure. Neben dem Sport- und Gesundheitstrend spaltet sich auch in den USA der Markt zunehmend in billige Fast Fashion und Super-Premium. Shein konnte seinen Marktanteil genauso steigern wie verschiedene Luxusmarken.
Textilien für Technik, Wohnen und Gesundheit
Nach Angaben der GTAI soll der US-Markt für technische Textilien bis 2027 um 3,8 Prozent pro Jahr wachsen. Automotive-Anwendungen und Schutzbekleidung sowie der Medizin- und Gesundheitsmarkt sind wichtige Treiber. und auch Textilien für Bettwaren und Möbel sind gefragt. Trotz Ausbau der heimischen Produktionskapazitäten importieren die USA auch viele Textilprodukte. Deutsche Anbieter haben einen guten Ruf.
Die Wirtschaft an der Südostküste verändert sich tiefgreifend. E-Autos und erneuerbare Energien treiben diese Entwicklung – dank hoher Steuergutschriften für saubere Technologien. Laut einem Bloomberg-Bericht haben die Bundesstaaten Florida, Georgia, North Carolina, South Carolina und Texas in den letzten zwei Jahren mehr zum US-Bruttoinlandsprodukt beigetragen als der traditionell wirtschaftsstarke Nordostkorridor Washington DC/New York/Boston. Ein Trumpf sind unter anderem niedrigere Energiekosten. In Georgia, Mississippi, North Carolina und South Carolina lag der durchschnittliche Industriestrompreis pro Kilowattstunde nach Angaben der Energy Information Administration (EIA) im Mai 2023 unter 7 US-Cent, in Tennessee sogar nur bei knapp über 6 Cent.
Body & Beach mit stabilen Aussichten
CURVE New York & Montreal
Im Sommer waren deutsche Bodywear-Hersteller gleich zweimal auf German Pavilions in Nordamerika präsent: Auf der CURVE New York vom 30. Juli bis 1. August 2023 sowie auf der CURVE Montreal vom 13. bis 14. August 2023. Auch im Wäschebereich sind die Wachstumsprognosen insgesamt optimistisch. Daran gemessen war die Besucherfrequenz eher mager. Doch das Ergebnis zählt: Die deutschen Aussteller schätzen die Marktentwicklung weiterhin positiv ein. Wichtig ist die Berücksichtigung von Marktbesonderheiten und Konsumtrends im nordamerikanischen Markt – und die Präsenz durch eigene Vertreter oder Niederlassungen.