Ein Gastbeitrag von Frank Liebold, Country Director Atradius Deutschland
Der europäische Einzelhandel befindet sich in einer unsicheren Phase: eine vorsichtige Stabilisierung ist erkennbar, die jedoch stets im Schatten von Inflation, hohen Zinsen, schwankender Konsumlaune und niedrigem Verbrauchervertrauen steht. Trotz Zeichen einer Stabilisierung bleibt das Umfeld für viele Einzelhändler, insbesondere kleinere Akteure, unsicher und risikobehaftet.
Hoffnung auf Entspannung 2025
In Deutschland zeigt sich der Einzelhandel nach einem deutlichen Umsatzrückgang von 2,7 Prozent im Jahr 2023 weiterhin angeschlagen. Die Erwartungen für das aktuelle Geschäftsjahr sind verhalten, ein weiterer Rückgang um 0,7 Prozent wird prognostiziert. Trotz Lohnsteigerungen bleibt eine Erholung des privaten Konsums bisher aus. Die Zurückhaltung der Verbraucher ist spürbar – hohe Zinsen und ein angespannter Arbeitsmarkt dämpfen die Kaufbereitschaft. Zusätzlich belasten hohe Betriebskosten für Energie und Logistik die Margen der Händler, was die wirtschaftliche Lage noch prekärer macht. Hoffnung keimt erst für 2025 auf, wo ein moderates Umsatzwachstum von 2,7 Prozent möglich erscheint, begünstigt durch eine leichte Entspannung der Inflation und eine erholte Konsumneigung.
In anderen europäischen Ländern zeigt sich ein ähnliches Bild: In Frankreich und Italien ist die Stimmung zurückhaltend, geprägt von politischen Unsicherheiten und ebenfalls vom schwachen Verbrauchervertrauen. Während in Italien für 2025 eine Erholung von 2,6 Prozent in Aussicht steht, wird für den britischen und den französischen Markt nach zwei schwachen Jahren im kommenden Jahr ein lediglich verhaltenes Wachstum von unter 1,0 Prozent erwartet.
Druck auf Unternehmen und ihre Margen
Dieses fragile Szenario verdeutlicht, wie sehr die Branche unter den gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen leidet. Hohe Kosten, schwache Konsumneigung, der anhaltende Trend zum Onlinekauf oder auch die nach wie vor teuren Rohstoffe setzen die Unternehmen und deren Margen unter Druck, und das Risiko von Insolvenzen bleibt vor allem für kleinere Einzelhändler allgegenwärtig. Obwohl ein leichtes Aufatmen für 2025 prognostiziert wird, bleibt der Blick in die Zukunft unsicher und von makroökonomischen Entwicklungen abhängig. Die deutschen Einzelhändler haben in diesem herausfordernden Umfeld eine vergleichsweise stabile Position, doch die Wachsamkeit gegenüber den sich ständig wandelnden Konsumgewohnheiten und anhaltenden Kostenbelastungen bleibt unerlässlich, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Der europäische Modemarkt steht somit an einem Scheideweg: Zwischen Hoffnung und Unsicherheit, zwischen vorsichtiger Erholung und den anhaltenden Nachwehen der wirtschaftlichen Turbulenzen der vergangenen Jahre.
Dipl.-Kfm. Frank Liebold verantwortet seit Mai 2014 das deutsche Kreditversicherungsgeschäft von Atradius. Neben dem operativen Geschäft begleitet er das Unternehmen erfolgreich bei der Transformation ins digitale Zeitalter und bei der werteorientierten Aufstellung als führender Kreditversicherer Deutschlands für Unternehmen aller Größen und Branchen.
Veranstaltungshinweis:
Nachhaltigkeit als elementarer Bestandteil des Geschäftsmodells: Chancen und Risiken für den Mittelstand?
Networking-Event am 10. Oktober 2024 | Seeberger Genusswelt, Ulm
Spannende Keynotes, inspirierende Podiumsgespräche, branchenübergreifendes Networking: Atradius lädt Unternehmen verschiedenster Branchen ein, um offen über Chancen und Risiken von Nachhaltigkeitsinitiativen zu diskutieren, moderiert von Anna Planken, WDR. Eingerahmt wird das Event von bester Seeberger-Kulinarik in einer inspirierenden Atmosphäre.
Details und Anmeldung: event.atradius.de/seeberger-heinebeisswenger