Gebr. Otto entwickelt Garn aus Baumwolle und nativem Hanf

RECHT & WIRTSCHAFT
 
 
Bild ©: Gebr. Otto
 
Gebr. Otto entwickelt Garn aus Baumwolle und nativem Hanf
Das Dietenheimer Familienunternehmen setzt dabei auf regionale Rohstoffe. Nämlich deutschen Winterhanf aus dem Norden Brandenburgs.

Die Gebr. Otto GmbH & Co. KG investiert in kurze Lieferketten und ökologisch vorteilhafte Produktinnovationen. Dazu gehört ein neuentwickeltes Garn aus einer Hanf-Baumwoll-Mischung mit deutschem Winterhanf, der von Felde Fibres bezogen wird. Im Vergleich zu Baumwolle erfordert der Hanfanbau deutlich weniger Wasser und ist in den meisten Klimazonen möglich.

Regionalität ist Trumpf

„Als inhabergeführtes Familienunternehmen kommen wir gar nicht umhin, nachhaltig zu wirtschaften und zu produzieren“, sagt Andreas Merkel, der das 1901 gegründete Unternehmen in vierter Generation leitet. Ein wichtiger Baustein ist dabei die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern sowie die Verwendung regionaler Rohstoffe: Das senkt nicht nur Transportaufwand und Emissionen, sondern steigert auch Flexibilität und Transparenz. Die Rohbaumwolle für die Garne der Marke „Cotton since 1901“ bezieht Gebr. Otto von langjährigen Lieferanten in Spanien und Israel – „mehr Nähe geht bei Baumwolle nicht“, stellt Andreas Merkel klar.

Baumwolle-Hanf Mischung geht an erste Kunden

Seit einigen Monaten tüftelt Gebr. Otto an einer Mischung aus Bio-Baumwolle und in Deutschland angebauten Hanf. Hanffasern stoßen in der Textilindustrie derzeit vermehrt auf Interesse, weil die Pflanze im Vergleich zu Baumwolle als anspruchslos gilt. Für ihren Anbau ist deutlich weniger Wasser nötig, und die tiefen Wurzeln des Hanfs schützen Böden vor Erosion. Zudem ist die Pflanze in der Landwirtschaft als Bodenverbesserer bekannt. Vor allem aber wächst Hanf nicht nur in warmen Gegenden, sondern auch in Deutschland.

 

Die Elementarfasern des Hanfs lassen sich zu unterschiedlichen Garnarten verspinnen: In ihrer natürlichen Stapellänge, z. B. gemischt mit Wolle zu Kamm- od. Streichgarnen. Oder geschnitten auf eine vordefinierte Stapellänge für feine Baumwollmischungen. Bild: © Felde Fibres

Neues Aufschlussverfahren ermöglicht feine Qualitäten

„Die Faser ist gröber und ‚störrischer‘ als Baumwolle“, sagt Andreas Merkel. Doch Dank des neuen Aufschlussverfahrens von Felde Fibres stehen nun elementare Hanffasern zur Verfügung. Die 8 bis 12 Zentimeter langen Fasern werden auf die Länge von Lang- und Extralangstapelbaumwolle verkürzt und von Gebr. Otto mit Bio-Baumwolle kombiniert. Ganz einfach war der Weg zum guten Ergebnis nicht, denn in der Verarbeitung unterscheiden sich die Anforderungen von Hanf deutlich von denen von Baumwolle. „Als Baumwollspinnerei sind unsere Produktionsbedingungen wie Temperatur, und Luftfeuchtigkeit auf Baumwolle ausgelegt. Um die Staubentwicklung zu begrenzen, erfordert Hanf allerdings eine deutlich höhere Luftfeuchtigkeit, die wiederum bei der Baumwolle zu Verklebungen führen kann.“

Das Interesse ist groß

Gebr. Otto verspinnt den deutschen Winterhanf mit Virgin-BioBaumwolle im Verhältnis 25:75. „Wir haben mit zwei Garnfeinheiten gute Ergebnisse erreicht“, berichtet Andreas Merkel. „Auf der Techtextil haben wir bereits verschiedene Anfragen zur Bemusterung bekommen.“ Interesse an der neuen Hanf-Baumwoll-Mischung verzeichnet Otto im Bereich Flach- und Rundstrick genauso wie bei Webereien. Auch Mischungen mit Lyocell wurden bereits erfolgreich getestet. Aktuell arbeiten die Dietenheimer mit dem Lieferanten Felde Fibres an Faserqualitäten, die noch größere Feinheit und höhere Hanfbeimischungen erlauben.

 

Gebr. Otto ist seit 1901 in Dietenheim zuhause. Neben der Verarbeitung von Naturfasern entwickelt das Unternehmen innovative textile Lösungen, die in der eigenen Garnspinnerei, Zwirnerei und Färberei hergestellt werden. Das kundenindividuelle Portfolio an technischen und medizinischen Garnen und Textilien wird kontinuierlich ausgebaut. Das inhabergeführte Familienunternehmen erwirtschaftet mit etwa 160 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 30 Mio. Euro pro Jahr.

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