Soft-Avatare: Digitale Innovation für Kompressionstextilien Bild copyright: Ayo Ogunseinde - unsplash.com

Soft-Avatare: Digitale Innovation für Kompressionstextilien

Im Forschungsprojekt Soft-Avatar am ITM der TU Dresden wurden digitale Körpermodelle erstellt, die individuelle Beschaffenheiten menschlicher Körper, bezüglich Verformbarkeit, abbilden.

Avatare, die menschliche Körper abbilden, sind ein Schlüssel in der digitalen Produktentwicklung von Bekleidung. Bei der Entwicklung funktioneller Kompressionstextilien stoßen herkömmliche Avatare an ihre Grenzen. Da sie starr sind, können sie die natürliche Beschaffenheit des menschlichen Körpergewebes nicht realitätsnah abbilden. Mit den am Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik (ITM) der TU Dresden entwickelten Soft-Avataren ändert sich das nun.

Bedeutung von Verformbarkeit für Passform und Funktion

Bei der Entwicklung von Funktionstextilien wie BHs, Shapewear, Sportswear und Kompressionsstrümpfen ist die Verformbarkeit des menschlichen Körpers ein entscheidender Faktor. Kompression sorgt dafür, dass BHs optimal stützen, Shapewear formt und Kompressionsstrümpfe den Blutfluss verbessern. Wird die individuelle Körperbeschaffenheit bei der Konstruktion nicht berücksichtigt, können negative Effekte auftreten: Druckstellen, ein Verrutschen der Kleidung (Abb. 1) oder eine fehlerhafte Druckverteilung führen zu Funktionseinbußen und einem unangenehmen Tragegefühl. Eine optimale Passform und Funktion lassen sich daher nur erreichen, wenn Verformbarkeit und Individualität des menschlichen Körpers in die Entwicklung einfließen. Digitale Methoden bieten hierbei große Vorteile, da sie es ermöglichen, unterschiedliche Schnitte und Materialien direkt am individuellen Körper zu testen.

Soft-Avatare als Lösung

Im Forschungsprojekt Soft-Avatar des ITM wurden auf Basis von Finite-Elemente-Modellen (FE-Modellen) Methoden entwickelt, um individuelle, verformbare digitale Körpermodelle zu erstellen. Diese Modelle erlauben eine präzise Analyse der Passform und Funktionalität von Bekleidung.

Ausgehend von 3D-Scandaten einer Testperson generierte das ITM ein digitales Körpermodell. Die Finite-Elemente-Methode bildet dabei nicht nur die individuelle Körpergeometrie ab, sondern berücksichtigt auch die spezifischen Weichteileigenschaften einzelner Körperregionen (Abb. 2). Ein virtuelles Bekleidungsstück wurde anhand von Schnittmustern erstellt und mit dem individuellen Körpermodell kombiniert. So entstand ein realitätsnahes digitales Modell der Testperson mit dem entsprechenden Kleidungsstück. Dieses Modell ermöglichte die Analyse von Körperdeformationen, Passform sowie Druckverteilungen.Basierend auf diesen Erkenntnissen lassen sich Bekleidungsparameter gezielt anpassen und deren Einfluss digital untersuchen.

Tipp: Weitere Einblicke in das spannende Thema Soft-Avatare, mit der Möglichkeit Details nachzufragen, ergeben sich beim Technischen Ausschuss am 6. Mai 2025.

 

 

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