Die von Staatschef Xi Jinping ausgerufene Seidenstraßen-Initiative soll die Staaten entlang Chinas alter Handelsrouten zu Lande und zur See enger an das Reich der Mitte binden. Mit rund 900 Milliarden US-Dollar Volumen ist sie das größte Investitionsprogramm seit dem Marshallplan der USA nach dem Zweiten Weltkrieg. China will im eurasischen Ausland in Pipelines und Kraftwerke investieren. Es geht um ein Netzwerk aus Straßen, Eisenbahnen, Häfen und Flughäfen zwischen Asien und Europa. Sogar eine „Polare Seidenstraße“ will China bauen und hat dazu erst kürzlich ein „Weißbuch zur Arktis“ veröffentlicht. Insgesamt geht es nicht nur um Infrastruktur, sondern auch um Chinas Einfluss, sprich: um Geopolitik.
Westeuropa ist zurückhaltend
Von dem Projekt profitieren könnten zahlreiche Länder Asiens und Afrikas. Die Länder Westeuropas und besonders Deutschland stehen der „Neuen Seidenstraße“ skeptisch gegenüber. Sie stört der geopolitische Ehrgeiz der Chinesen, die nicht nur Indien und Russland herausfordern, sondern auch an Europas Peripherie eine eigene Agenda verfolgen. Unter dem Namen „16 plus 1“ unterhält Peking ein Forum, in dem es seine Investitionen in ehemaligen Ostblockstaaten wie Ungarn, Polen und Rumänien koordiniert. Ein ähnliches Format sucht Peking mit den Mittelmeer-Anrainern innerhalb und außerhalb der Europäischen Union.
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Europas Skepsis ist verständlich. Schließlich möchte China die Handelskorridore entlang der „Neuen Seidenstraße“ nach seinen eigenen Bedürfnissen und nicht nach denen Berlins oder Brüssels gestalten. Allein mit Skepsis und diplomatischer Zurückhaltung lässt sich das aber schwer verhindern. Vielmehr muss Europa Chinas geopolitischen Ambitionen eine eigene Initiative entgegensetzen – oder selbst Geld und Ressourcen in die „Neue Seidenstraße“ investieren.
Anlage „Belt & Road Initiative“ mit freundlicher Genehmigung von © MERICS – Mercator Institute for China Studies, Berlin.
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