Eine Studie des Handelsforschungsinstituts IFH Köln bringt es auf den Punkt: Amazon dominiert den deutschen Handel. Mit einem Anteil von 46 Prozent am deutschen Onlinehandel ist die Plattform für immer mehr Menschen die erste Anlaufstelle beim Einkaufen. Eine Untersuchung des Instituts Jumpshot zum US-Markt haben ergeben, dass 54 Prozent der Menschen, die im Netz nach einem Produkt suchen, ihre Suche direkt bei Amazon beginnen – nicht mehr über Suchmaschinen wie Google. 2015 lag dieser Wert noch bei 46 Prozent. In Deutschland dürfte die Entwicklung ähnlich aussehen. Die Folge: Was nicht auf Amazon zu finden ist, existiert für viele Konsumenten schlichtweg nicht mehr.
Amazon hat Kunden fest im Griff
Laut Handelsblatt wären Amazon-Kunden sogar bereit, für die Nutzung der Plattform eine monatliche Gebühr von 7 bis 11 Euro zu bezahlen. Das unterstreicht, wie selbstverständlich der Kauf über Amazon bereits geworden ist. Zudem haben Amazon-Kunden eine geringe Wechselbereitschaft, wenn ihr Produkt nicht verfügbar ist. 42 Prozent sind bereit, auf Ihr Wunschprodukt zu warten. Bei den Kunden anderer Top-Online-Händler sind es nur 28 Prozent. Sie weichen eher auf den stationären Handel aus, während Amazon-Kunden sich ihre Alternativen überwiegend online suchen.
Wettbewerber werden vom Kunden abgeschnitten
Dass sich der restliche Handel dem Giganten Amazon zunehmend hilflos gegenübersieht, liegt zu einem großen Teil am Amazon-Dienst Prime. Viele Kunden abonnieren Prime zunächst nur wegen des Video-Streamings und entdecken dann sukzessive weitere Services, mit denen Amazon seine Prime-Kunden zu deutlich mehr Käufen animiert: Sie geben rund 50 Prozent häufiger pro Jahr Bestellungen auf als „normale“ Amazon-Kunden. Durch das wachsende Portfolio an Services werden Kunden langfristig gebunden. „Für den Wettbewerb wird der Kundenzugang dadurch abgeschnitten“, so IFH.
Monopolisierung des Online-Handels?
Amazons größter Konkurrent Ebay hat vor drei Jahren den Dienst Ebay Plus gestartet, der neben anderen Vorteilen schnelle und kostenlose Lieferung verspricht. Doch Ebay räumt ein, dass das für viele der kleinen und mittelgroßen Händler schwer zu realisieren ist. Deshalb baut Ebay jetzt zusammen mit der Spedition Fiege eine eigene Logistikkette auf – einen Service, den Amazon schon längst hat. Experten bezweifeln selbst bei der Nummer Zwei im deutschen Onlinehandel, dass sie auf Dauer mit Amazon mithalten kann.
Amazon Go: 3.000 kassenlose Supermärkte
Einem Bloomberg-Bericht zufolge will Amazon 3.000 stationäre Go-Filialen bis 2021 eröffnen. Damit drängt die Online-Plattform immer stärker in den klassischen Einzelhandel. Beim Betreten des Ladens müssen sich Kunden mit einer Smartphone-App autorisieren. Sensoren und Kameras beobachten den Kunden beim Einkauf. Er kann sich Waren in die Tasche oder den Einkaufswagen legen – das Go-System packt es in den virtuellen Einkaufswagen. Derzeit testet Amazon die Zustellung mit Drohnen und Lieferrobotern.
↘ Management Summary und kostenpflichtige Langfassung der IFH-Studie „Amazonisierung des Konsums“ unter www.ifhkoeln.de.
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