Es ist die Geschichte eines schwäbischen Familienunternehmens, das 1920 gegründet wurde, und sie spielt vor der Kulisse eines bewegten Jahrhunderts: Man erlebt die Industrialisierung, den Boom der Textilindustrie, man übersteht Krieg, Krisen, Inflation und Globalisierung. Das Erfolgsrezept: Weitblick, technische Innovationen und, wo nötig, auch strategische Korrektur.
Mit 120 Beschäftigen am Standort, einer modernen Strickerei und einer CAD-gesteuerten Zuschneiderei ist Karl Conzelmann eine der wenigen noch in Albstadt produzierenden Firmen der Branche. Auch eine kleine Näherei für Schnellschüsse und Muster betreibt die Firma in Albstadt. Sie sorgt für Erhalt und Weiterentwicklung der technischen Kompetenz. Größere Stückzahlen werden in eigenen Betrieben in Portugal und Rumänien mit teilautomatisierten Nähmaschinen gefertigt.
Viele der eingesetzten Stoffe sind Conzelmann-Kreationen, exklusiv für die eigenen Produkte entwickelt. Schon seit den 1970igern verwendet Karl Conzelmann zum Bleichen der Stoffe umweltfreundliche Wasserstoffperoxid-Bleiche anstatt Chloritbleiche. Heute setzt das Unternehmen auf zertifizierte Bio-Baumwolle und hochfeine Modalqualitäten. Im kommenden Frühjahr erscheint die neue Basic-Kollektion Ecosoft – ganz aus recycelten Rohstoffen gefertigt.
Der Corona-Shutdown hat auch Karl Conzelmann herb getroffen – ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Schließlich hatten die Tailfinger Dessous-Spezialisten ein großes Paket mit besonderen Aktionen geschnürt, unter anderem mit der Jubiläumskollektion „Golden Twenties“, die seit September auf dem Markt ist. „Die Umsätze der Shutdown-Wochen fehlen“, sagt Geschäftsführerin Doris Biedermann. „Der Handel hat zwar nachgeordert. Aber das Vorjahresniveau werden wir kaum erreichen.“ Trotzdem blickt das Unternehmen hoffnungsvoll in die Zukunft: Man freut sich nun auf das Fest im 101. Jahr.
Die 20er Mit 2.000 Mark, ein paar gebrauchten Rundstühlen und Nähmaschinen und einer großen Portion Mut gründet der Strickmeister Karl Conzelmann mit seiner Frau Emilie im eigenen Wohnhaus das Unternehmen. Zunächst werden sog. „Einsatzhemden“ hergestellt.
Die 30er Was im Wohnhaus begonnen hat, wächst underfordert neue Räumlichkeiten. Im Neubau in der Kleinen Straße in Tailfingen umfasst die Produktionspalette 1934 bereits Damen-, Herren und Kinderunterwäsche.
Die 40er Karl Conzelmann war kein Parteigenosse. Sein Betrieb wurde daher 1942 von der NSdAP stillgelegt. Erst nach dem Krieg kann das Unternehmen – unter der Aufsicht der französischen Besatzungsmacht und schwierigsten Umständen – wiederaufgebaut und 1947 wiedereröffnet werden.
Die 50er Eine schwierige Zeit des Neuanfangs und des stellung: Die Marke Nina von C. wird eingetragen. Umbruchs beginnt. Sohn Walter Conzelmann erkennt die Zeichen der Zeit und bietet ab 1952 seine Ware auch in Warenhäusern an.1953 muss sich Karl Conzelmann aus gesundheitlichen Gründen aus der Geschäftsleitung zurückziehen. Sohn Walter, gerade einmal 22, übernimmt die Geschäftsleitung. Er konzentriert das Sortiment ab 1956 auf modische Damen- und Kinderunterwäsche. Er baut das Exportgeschäft in die Schweiz, Frankreich und Benelux auf.
Die 60er In den 60er Jahren boomt die Wirtschaft – und Albstadt mit: Allein im schwäbischen Tailfingen existiere rund 100 Textilfirmen. Auch bei Karl Conzelmann brummt es. 1967 stirbt Firmengründer Karl Conzelmann im Alter von 82 Jahren. Walter Conzelmann führt das Unternehmen, gemeinsam mit seinem Bruder Hans und ab 1969 mit der Schwester Anna Kißling weiter.
Die 70er Jahre sind geprägt von überdurchschnittlichem Wachstum und Investitionen: 1970 wird Conzelmann France gegründet. Die Teilautomatisierung der Konfektion beginnt schon ab 1970. 1971 baut Conzelmann ein neues Logistikzentrum und eine Strickerei am Reislebach. Als erstes Unternehmen weltweit bietet man Feinrippware in 20iger Teilung an (20 Maschen pro Inch). Mit Unternehmerkollegen werden einen Ausrüstbetrieb und eine Textildruckerei gegründet. Neben den technischen Innovationen kommt es 1979 zu einer wesentlichen markenstrategischen Weichen – Die Marke Nina von C. wird eingetragen.
Die 80er Seit Ende der 70er Jahre sind die Zeiten der deutschen Textilindustrie schwieriger, es kommen immer mehr Importe aus Billiglohnländern. Daher setzt das Unternehmen vermehrt auf den Export und exportiert 55 % der Waren ins Ausland. Weitere bauliche Vergrößerungen sind notwendig. Die Firma investiert 1986 mit einem neuen CNC-Cutter und einer neuen Stanzmaschine in die Zuschnitt-Technik.
Die 90er 1991 lagert Karl Conzelmann erstmals Produktionsteile ins europäische Ausland aus und gründet einen Konfektionsbetrieb in Portugal. Mit Doris Biedermann rückt 1994 die dritte Generation in die Geschäftsleitung auf. Mit den 90ern hat sich das Frauenbild gewandelt. Die Marke Nina von C. wird 1999 grundlegend neu positioniert.
Die 2000er Im Handel werden zunehmend Nina von C.-Shops, Corners und Flagship Flächen eröffnet, flankiert von großflächigen Werbekampagnen. Der Bekanntheitsgrad der Marke steigt.2002 eröffnet das Unternehmen in Rumänien sein zweites Werk und investiert 2004 in eine neue CNC-Zuschnittanlage für Schlauch- und Breitware. Nina von C. führtals neues Segment Loungewear ein. 2005 wird Matthias Conzelmann weiterer Geschäftsführer.
Die 2000er Das Unternehmen bringt das junge Label like it! auf den Markt. In der Geschäftsführung komplettiert Martina Bandte das Dreiergespann der dritten Generation, dem Seniorchef Walter Conzelmann noch beratend zur Seite steht. Die Marke Nina von C. wird strategisch neu ausgerichtet: Mit dem Claim „EIN TEIL VON MIR“ wird Nina von C. emotionaler, unterstreicht das Thema Komfort sowie die innere Verbundenheit im Unternehmen. 2019 erweitert das Unternehmen seine Produktions- und Logistikfläche um ca. 2600 qm².