Bei Industrie und Handel im VK sorgte die Vereinbarung kurz vor Jahresende – und damit dem faktischen Ende der Zollunion mit der Türkei – für große Erleichterung. Vor allem die Autobauer können nun weiterhin auf zollfreie Vorprodukte aus der Türkei setzen. Das Abkommen deckt ein Handelsvolumen im Wert von 18,6 Milliarden Dollar ab. Die britische Handelsministerin Liz Truss bezeichnete das Abkommen als „Grundlage für eine ehrgeizigere Handelsbeziehung zwischen dem Vereinigten Königreich und der Türkei in der Zukunft“. Das Abkommen solle den zollfreien Warenverkehr aufrechterhalten und den Bestand wichtiger Lieferketten schützen. Beide Länder haben sich verpflichtet, auf ein ehrgeizigeres Freihandelsabkommen hinzuarbeiten: In den nächsten beiden Jahren sollen auch Dienstleistungen und der Agrarsektor in das Abkommen integriert werden.
Neben Export- und Importinteressen in den Bereichen Fahrzeugbau, Maschinenbau und Stahl sollen explizit britische Textilimporteure von der Zollfreiheit profitieren. Bei ihnen hätten Zölle auf Türkei-Waren laut UK-Handelsministerium zusätzliche Kosten von ca. 102 Mio. US-Dollar pro Jahr bedeutet. Wichtige Lieferketten zwischen Großbritannien und der Türkei werden auch für Automobilhersteller geschützt. Das Handelsministerium nennt beispielhaft die Ford-Werke, die 7.500 Mitarbeiter in Großbritannien beschäftigen. Autoteile werden aus dem Vereinigten Königreich in die Türkei ausgeführt, um die Ford Transit-Reihe zusammenzubauen. Ein Drittel der Fahrzeuge wird dann nach Großbritannien exportiert. Im Jahr 2019 beliefen sich die britischen Autoexporte in die Türkei auf 174 Mio. US-Dollar.
Das Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Türkei wurde von der türkischen Handelsministerin Ruhsar Pekcan und dem britischen Botschafter in der Türkei Dominick Chilcott unterzeichnet – in Anwesenheit der per Video-Link zugeschalteten britischen Handelsministerin Liz Truss.
Das Abkommen muss noch ratifiziert werden. VK und Türkei haben die vorläufige Anwendung des Abkommens ab 1. Januar 2021 vereinbart. Der Abkommenstext und eine erste Auswertung der Ursprungsregeln können im Mitgliederbereich eingesehen werden.
Stand: 01.01.2021
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