Branche fordert Corona-Notpaket Ingeborg Neumann, Geschaeftsfuehrerin der Peppermint Holding GmbH und Praesidentin des Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie e. V. Berlin, 31.01.2019 Copyright: Thomas Imo/ photothek.net [Tel. +493028097440 - www.photothek.net - Jegliche Verwendung nur gegen Honorar und Beleg. Urheber-/Agenturvermerk wird nach Paragraph13 UrhG ausdruecklich verlangt! Es gelten ausschliesslich unsere AGB.]

Branche fordert Corona-Notpaket

Die Textil- und Modebranche fordert von der Bundesregierung ein Corona-Notpaket. "Sonst droht eine Pleitewelle", warnt textil+mode Präsidentin Ingeborg Neumann.

Für die mittelständischen Unternehmen der deutschen Textilindustrie wird die finanzielle Situation immer existenzbedrohender. In vielen Textilunternehmen sind die Umsätze bis zu 80 Prozent, teilweise sogar komplett weggebrochen. Viele haben bereits Kurzarbeitergeld beantragt und sich bei ihren Hausbanken gemeldet. Bei der Beantragung der Kreditprogramme der Bundesregierung stellen sich jedoch immer mehr Hürden heraus. Den Unternehmen rennt die Zeit davon. Der Absatz ist durch die verfügten Ladenschließungen, die über Ostern hinaus verlängert werden sollen, zum Erliegen gekommen. Auch Online-Händler melden, dass die Kunden durch die unsichere Lage derzeit viel weniger Bekleidung oder Heimtextilien bestellen. Auch in Autozulieferbetrieben der Textilindustrie stehen die Maschinen aufgrund des Stopps der Autoproduktion still.

Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie und Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, BDI: „Die vergangenen Tage haben gezeigt: Kredite sind für uns Rettungsanker, an denen wir ertrinken. Mit langwierigen Kreditverhandlungen ist unseren Unternehmen nicht geholfen. Die Antragsverfahren bei den Hausbanken dauern schon aufgrund der Masse, die es zu bearbeiten gibt, viel zu lang. Unseren Unternehmen läuft die Zeit davon! Wenn sie keine Umsätze mehr haben und auf nicht verkaufter Ware sitzen bleiben, aber die Kosten weiterlaufen, bleibt ihnen nichts anderes als die Insolvenz.“ Mittelständische Textilunternehmen brauchen deshalb dringend Direkthilfen, sonst gehen sie in die Knie.

Der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie fordert Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf, folgendes Corona-Notpaket für die mittelständische Textil- und Modeindustrie zu schnüren:
1. Eine Milliarde Sofortmittel zur direkten Auszahlung für Unternehmen, die durch die Schließung der Läden und dem Stopp der Autoproduktion oder anderer Industrien (z. B. Luftfahrtindustrie) keinen Absatz mehr haben.
2. Sofortige unbürokratische Auszahlung der Direkthilfen an Unternehmen.
3. Senkung der Umsatzsteuer auf Bekleidung und Textilien für 18 Monate auf 7 Prozent.

Die Corona-Krise wird Lieferketten in Zukunft verändern. Deutschland braucht dafür seine Textilindustrie. Die Präsidentin des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie appelliert deshalb an die Bundesregierung, bei ihren Entscheidungen an eine Industriepolitik von morgen zu denken. „Wenn es hier nicht schnell einen Hilfsfonds mit unbürokratischen Direkthilfen für die betroffenen Unternehmen gibt, verlieren wir in Deutschland eine mittelständische Branche, die für Qualität und Werthaltigkeit in der textilen Kette steht.“ Sie führt weiter aus: „Die Corona-Krise wird unser Wirtschaftsleben nachhaltig verändern. Wir als mittelständische Textilindustrie in Deutschland wollen dazu einen Beitrag leisten. Viele Mittelständler stellen dies gerade mit der kurzfristigen Produktion von Schutzausrüstung unter Beweis. Wenn wir aber schon nach Ostern nicht mehr am Markt sind, hat Deutschland eine hoch leistungsfähige mittelständische Industrie verloren. Soweit darf es nicht kommen!“

Fakten:
Deutsche Bekleidungshersteller haben im vergangenen Jahr mit rund 26 000 Beschäftigten in Deutschland rund 6,4 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Der Einzelhandel mit Bekleidung in Deutschland generiert einen Umsatz von rund 32 Milliarden Euro im Jahr. Aufgrund der verfügten Geschäftsschließungen wird zurzeit keine Ware mehr verkauft. Der stationäre Einzelhandel setzt etwa das 2,5fache des Onlinehandels um und ist nach wie vor der entscheidende Faktor für belebte und attraktive Innenstädte.

Gegenwärtig würde Frühjahrs- und Sommerware verkauft. Es ist davon auszugehen, dass diese Ware nicht mehr oder nur noch schwer bzw. mit hohen Preisabschlägen verkauft werden kann.

In der deutschen Textil- und Modeindustrie in Deutschland arbeiteten zuletzt 135 000 Mitarbeiter in 1 400 Unternehmen. Rund 40 Prozent arbeiten im Bekleidungsbereich. Die Branche ist stark mittelständisch geprägt. Viele Familienunternehmen produzieren neben Wäsche und Heimtextilien hochwertige Garne und Stoffe sowie technische Textilien, die u. a. in der Autoindustrie, in der Luft- und Raumfahrt, der Umwelt- und Energietechnik sowie am Bau Anwendung finden. Rund 40 Prozent des Umsatzes erwirtschaftete die Branche zuletzt im Export.

Bild: Ingeborg Neumann, Präsidentin Gesamtverband textil+mode

Quelle: PM textil+mode