Lockdowns in China belasten deutsche Textilhersteller

Lockdowns in China belasten deutsche Textilhersteller

Shanghai setzt seinen strengen Lockdown fort. Die Exportmenge sinkt zwar, so dass die Frachtraten eher nachgeben. Doch die Kapazitätsengpässe bleiben, denn die internationale Nachfrage bleibt hoch.

Shanghai setzt auch in der letzten Aprilwoche den strengen Lockdown fort. Zwar tendieren die Frachtpreise nach Nordeuropa angesichts gedrosselter Produktion in China und gesunkener Nachfrage in der EU nach unten. Dennoch dürften die Kapazitätsengpässe und Laufzeitverlängerungen zunehmen, denn die internationale Nachfrage bleibt hoch. Das bedeutet nicht nur eine anhaltende Verteuerung des Imports von Vormaterialien und Fertigwaren, sondern fortgesetzte Unsicherheit bei der Terminplanung. Wann Ware letztlich eintrifft, lässt sich kaum mehr sicher vorhersagen.

Shanghais Lockdown dauert an – und hat weltweite Folgen

Die andauernden Lockdowns in China, insbesondere im Handelszentrum Shanghai, sorgen weiter für Turbulenzen in der internationalen Logistik. Eine kurzfristige Entspannung der maritimen Lieferketten ist nicht in Sicht. Die Exportmengen aus China sind seit Beginn der Lockdowns deutlich zurückgegangen. Der Hafen von Shanghai exportiert ca. 30 Prozent weniger Ware als sonst. Jetzt haben die Behörden Maßnahmen zur Wiedereröffnung von Hunderten von Fabriken und zur Verbesserung der Verfügbarkeit von Lkw in Shanghai angekündigt. Das soll die Lieferkette zumindest rudimentär am Laufen halten, bis die jetzige Welle vorüber ist. Wie das funktionieren soll, ist aber noch schleierhaft. Momentan fehlen in Shanghai schätzungsweise 45 Prozent der normalerweise verfügbaren Lkw-Kapazität.

Ausweichhäfen überlastet

In der Zwischenzeit suchen Verlader nach alternativen Häfen wie dem nahe gelegenen Ningbo. Doch dort nimmt die Überlastung zu. Außerdem wurden auch in dieser Region zusätzliche Einschränkungen eingeführt. Beim Seefrachtverkehr kam es bisher nicht zu größeren Stornierungen. Noch sind Container-Kapazitäten verfügbar, und der Vorrat an verfügbaren Exportwaren schwindet. In der Folge sind die Frachtraten China – Nordeuropa zurückgegangen.

Quelle und Grafik: Freightos

Fallende Frachtraten und zunehmende Lieferverzögerungen

Durch den Rückgang der verfügbaren Exporte weisen die Seefrachtraten seit den Lockdowns einen fallenden Trend auf. Die transpazifischen Raten sind seit Mitte März um 5-7 Prozent gefallen. Die Raten Ostasien – Nordeuropa gingen um fast 20 Prozent auf aktuell 10.836 US-Dollar / FEU zurück. Hintergrund ist die hohe Inflation in Europa, die einen dämpfenden Effekt auf die Importnachfrage hat. Das ist der niedrigste Stand seit Juni 2021. Gleichwohl liegen die Preise im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie extrem hoch. 

Experten erwarten, dass der Flaute bei Frachtvolumina und -raten ein Anstieg durch aufgestaute Nachfrage und aufgestaute Exportwaren folgen wird. Das könnte auch die Frachtraten wieder nach oben treiben, sobald der Hafen in Shanghai wieder öffnet. Wichtige US-Häfen wie LA Long Beach gelten nach wie vor als überlastet. Derzeit wird versucht, den Rückstand per Eisenbahn zu beheben. Es könnte aber bald wieder zu Überlastungen kommen, wenn die verspäteten Lieferungen aus Shanghai eintreffen und mit Lieferungen zusammenfallen, die viele US-Händler vorsichtshalber früh geordert haben, um den Bestellungen in der Hochsaison und den damit verbundenen Verzögerungen einen Schritt voraus zu sein.

In Nordeuropa ist kein solcher Anstieg der Nachfrage zu vermuten. Die Bottlenecks dürften sich daher, wie schon in jüngerer Vergangenheit, weniger bei den Frachtraten selbst zeigen, als bei den Laufzeiten und Verfügbarkeiten: Kapazitäten werden auf einträglichere Routen nach Nordamerika abgezogen. Die Frachtraten nach Europa werden günstiger, doch die Frequenz ist ausgedünnt.

Engpässe bei der Luftfracht

Luftfrachtumleitungen aufgrund der Schließung von Shanghai verursachen derweil Staus bei alternativen Flughäfen in der Umgebung. Trotz eines deutlichen Rückgangs der verfügbaren Exporte trägt die Streichung von schätzungsweise 40 Prozent der Luftfrachtkapazität aus Shanghai dazu bei, die Luftfrachtraten zu erhöhen. Der Freightos Air Index  China – Nordeuropa ist letzte Woche auf 8,69 US-$ / kg gestiegen – ein Anstieg von 40 Prozent seit Beginn der Lockdowns.

Ein Viertel des deutschen Textil- und Bekleidungsimports stammt aus China. Nicht nur bei Fertigwaren, sondern auch bei vielerlei Zutaten und Vorprodukten von der Faser bis zum Stoff hängen deutsche Firmen von funktionierenden Lieferketten ab. Seit einem Jahr sorgen insbesondere beim Import aus Asien überschießende Frachtraten und starke Lieferverzögerungen für große Probleme bei deutschen Herstellen. Die Verzehnfachung der Frachtpreise innerhalb weniger Monate wirkt sich unweigerlich auf die Preise aus. Neben steigenden Energiepreisen sind die Firmen auch mit höheren Zoll- und Steuerlasten konfrontiert.