Vor Abschluss der Brüsseler Trilogverhandlungen zur Abfallrahmenrichtlinie und der sog. Erweiterten Herstellerverantwortung schlägt der Gesamtverband textil+mode Alarm. Denn im aktuellen Entwurf für die Abfallrahmenrichtlinie werden ausnahmslos alle Alttextilien als Müll definiert. Damit gelten alle Textilien beim Entsorgen zunächst einmal als Abfall – ganz egal, ob es sich um minderwertige Artikel aus der Ultra Fast Fashion handelt, oder um qualitativ hochwertige Kleidungsstücke, die noch als Second Hand-Ware nachhaltig wieder verwendet werden könnten.
Nach Ansicht des Gesamtverbandes textil+mode, der die Interessen der mittelständischen Textil- und Bekleidungshersteller vertritt, ist das ein Skandal.
„Wieder einmal denkt die EU in Sachen Nachhaltigkeit und Herstellerverantwortung viel zu kurz. Textilien sind kein Abfall – zumindest solche Textilien nicht, die von Qualitätsherstellern produziert wurden. Diese mit minderwertiger Ultra Fast Fashion in einen Topf zu werfen, ist der völlig falsche Ansatz“, sagt Jonas Stracke, Kreislaufwirtschaftsexperte beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie.
„Hält die EU an ihren Plänen fest, müssen in Zukunft die europäischen Unternehmen im Rahmen der Erweiterten Herstellerverantwortung für die Entsorgung von minderwertiger Billigkleidung globaler Handelsketten und Billigplattformen wie Shein und Temu mitbezahlen. Ein solches Vorgehen bestraft die heimische Textilindustrie, die auf Nachhaltigkeit und faire Standards setzt. Am Ende werden Verbraucher, Umwelt und die gesamte europäische Wirtschaft teuer für diese EU-Richtlinie bezahlen müssen. „
Jonas Stracke, Kreislaufwirtschaftsexperte beim Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie.
Lachende Dritte seien einmal mehr Anbieter und Online-Marktplätze aus Drittstaaten, die die europäischen Märkte mit Billigklamotten fluteten, für deren Entsorgung die heimische Industrie dann auch noch bezahlen müsse. Damit verschlechtere sich die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Qualitätshersteller immer weiter. Der Gesamtverband textil+mode fordert die EU-Unterhändler auf, endlich die Expertise der Hersteller in die Diskussion einzubeziehen, bevor die Abfallrahmenrichtlinie einschließlich der Erweiterten Herstellerverantwortung ins Mülldesaster führt.