Nach der Pandemie und mit dem Ende des bewaffneten Konflikts in Tigray rückt Äthiopien als Produktionsstandort für Textilien und Bekleidung wieder stärker in den Fokus. Die äthiopische Regierung hat sich ehrgeizige Ziele gesteckt: Bis 2030 sollen Textilexporte jährlich 30 Milliarden US-Dollar erwirtschaften. Doch der internationale Wettbewerb ist hart und die Rahmenbedingungen vor Ort schwierig. Die Verbändepartnerschaft Partner Africa Ethiopia zwischen GESAMTMASCHE und ETGAMA unterstützt die Branche in Äthiopien deshalb seit über drei Jahren mit Maßnahmen zur Qualitätssteigerung und zur Ankurbelung der Geschäftsbeziehungen.
Auf seine Textilbranche setzt Äthiopien große Hoffnungen. Bekannt sind vor allem die staatlich geförderten Industrieparks, die ausländische Investoren ins Land holen und für Jobs sorgen sollen. Weniger bekannt und doch vielversprechend ist die große Zahl mittelständischer, oft familiengeführter Textilbetriebe. Hier setzt das Partner Afrika-Projekt von GESAMTMASCHE und ETGAMA, dem äthiopischen Textil- und Bekleidungsverband an – beim Baumwollfeld angefangen.
Vollstufige Kette in schwierigem Rahmen
Im Baumwollland Äthiopien existiert traditionell eine vollstufige textile Wertschöpfungskette. Allerdings erschwert der Devisenmangel den Zugang zu Vorprodukten und Ersatzteilen, die im Inland nicht verfügbar sind. Das verschlechtert die internationale Wettbewerbsposition äthiopischer Hersteller bislang erheblich. Am politischen Rahmen kann das Verbändeprojekt zwar nichts ändern. Dennoch gibt es Stellschrauben.
Qualität als Erfolgsbasis
Partner Africa Ethiopia konnte im Rahmen von Pilotmaßnahmen entscheidende Qualitäts- und Produktivitätsverbesserungen zu erreichen. Ein wichtiger Ansatz war dabei die Anhebung der Faserqualität, da diese die Vorbedingung für Qualitätsverbesserungen sämtlicher weiterverarbeitender Stufen darstellt. Seit 2020 hat das Projekt hierzu mit über 40 Farmen und Kooperativen in Äthiopien zusammengearbeitet und regelmäßige Trainings abgehalten. Gleichzeitig erhielten technische Mitarbeiter aus Firmen sämtlicher Wertschöpfungsstufen bedarfsorientierte Weiterbildungen.
„Äthiopische Textilhersteller und Modemarken identifizieren sich nicht mit Billigwaren, sondern wollen mit hoher Qualität und einer transparenten und nachhaltigen Fertigung punkten.“
Simone Louis, Projektmanager Partner Africa Ethiopia bei GESAMTMASCHE.
Mehrwert durch Kooperation und Transparenz
Partner Africa Ethiopia setzte auch auf bessere Vernetzung der Betriebe, um qualitativ mehr erreichen. Das ebnete den Weg für die Schaffung transparenter Wertschöpfungsketten, bei denen sich die Akteure über die Stufen hinweg zurückverfolgen lassen. Diese Maßnahmen führten auch zum erstmaligen Austausch der äthiopischen Projektpartner mit der Baumwollwirtschaft westafrikanische Länder. Testläufe mit senegalesischer Baumwolle in äthiopischen Spinnereien gaben den Anstoß für weitere Kooperationen. Auch über die Online-Plattform ABANA haben sich die Firmen zunehmend vernetzt: Was zunächst als „Notnagel“ in Zeiten der Pandemie und der Reisebeschränkungen begann, wurde schnell zur erfolgreichen Methode, um internationale Geschäftsbeziehungen zu knüpfen.
Lieferkettengesetze als große Herausforderung
Steigende gesetzliche Anforderungen in Europa, insbesondere das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und demnächst die EU-Lieferkettenrichtlinie, machen es für äthiopische Firmen unumgänglich, sich mit Compliance-Themen und Zertifizierung zu befassen, wenn sie auf dem europäischen Markt Fuß fassen wollen. Gesamtmasche arbeitet daher bereits an einem Folgekonzept, das den Schwerpunkt auf Zertifizierung und Lieferkettentransparenz legt.
↘ www.partnerafrica-ethiopia.org
Die Verbändekooperation Partner Africa Ethiopia wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert und von der sequa gGmbH unterstützt.