Was haben Anzüge für Feuerwehrleute, schusssichere Westen für die Polizei, virenabweisende Medizintextilien, Membrane für die Wasserstofferzeugung, hoch wirksame Umweltfilter, die Abluft und Abwasser reinigen, Sonnenschutz für moderne Gebäude oder energetische Hightech-Fassaden gemeinsam? Sie alle können in Zukunft vielleicht nicht mehr in Deutschland und Europa hergestellt werden.
Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer Gesamtverband textil+mode: „Ohne eine starke, leistungsfähige und innovative Textilindustrie sind die Ziele des Green Deal nicht erreichbar. Wird in der Chemikalienpolitik in Brüssel und Berlin nicht umgesteuert, verliert der Industriestandort Deutschland seine Textilindustrie und mit ihr in dramatischem Ausmaß hochwertige Produkte, die Mensch und Klima schützen.“
Ausgerechnet in Europa, wo Spezialtextilien unter höchsten Umwelt- und Sicherheitsauflagen hergestellt werden, droht den Herstellern das Aus ihrer Produktion. Rund 12 000 chemische Stoffe könnten demnächst verboten werden. Allein 10 000 Stoffe umfasst das in diesem März gestartete Beschränkungsverfahren zu PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen). Dies kommt einem Produktionsverbot von technischen Textilien in Deutschland und Europa gleich.
Dabei geht es nicht um Outdoor-Textilien, die bereits flächendeckend mit fluorfreien Alternativen hergestellt werden. Es geht um technische Spezialtextilien, die gesetzlich vorgeschriebene höchste Sicherheits- und Leistungsstandards erfüllen müssen. Trotz intensiver Forschung gibt es hier zum PFAS-Einsatz vielfach noch keine annähernd wirksamen Alternativen. Deshalb muss der verantwortungsbewusste Einsatz von PFAS für Spezialanwendungen technischer Textilien auch künftig möglich sein. Hauptgeschäftsführer Mazura: „Pauschale Verbote bringen nichts, im Gegenteil. Sie schneiden uns von technologischem Fortschritt ab, gefährden die Resilienz unserer Lieferketten und unsere Fähigkeiten, die industrielle Transformation aus eigener Kraft zu stemmen.“