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Bis heute ist der Norweger-Pullover der gestrickte Winter-Klassiker schlechthin. Der warme Überzieher mit dem schönen Muster ist auch in Deutschland längst Tradition. Was macht ihn eigentlich so besonders?

Gesamtmasche hat bei den norwegischen Kollegen von der Nordic Fashion Association in Oslo nachgefragt. Und interessante Antworten erhalten.

Über den Norweger-Pullover gibt es kaum Literatur – nicht einmal in seinem Ursprungsland. Doch Tone Tobiasson von der Nordic Fashion Association hat einiges über den berühmten Pullover zu erzählen. „Die Geschichte der Strickerei in Norwegen beginnt schon im Mittelalter. Die ältesten erhaltenen Funde stammen von ca. 1500. Doch offenbar haben sich bereits die Wikinger auf die Herstellung feinerer Stoffe verstanden, als man es ihnen gemeinhin zutraut“, sagt die Designerin, die selbst ein großer Fan der gemusterten Wollkreationen ist. „Die traditionellen Muster sind erhalten geblieben und werden von norwegischen Designern bis heute genutzt und weiterentwickelt.“ Motive finden sich in Musterbüchern wie denen von Annemor Sundbø.

Norwegische Schafe sind wieder „in“
Das Material der Wahl für Norweger-Pullover ist Wolle. Traditionell werden grobe Wollqualitäten verwendet – ganz anders z. B. als bei feinen Merino-Pullis. Aus den eher dicken Fasern werden Streichgarne hergestellt, die sich gut zum Verstricken eignen, weniger für die Weberei. Als Anfang des 19. Jahrhunderts die industrielle Verarbeitung von Wolle in Norwegen begann, stellten die langen, dicken Haare der Oberwolle der heimischen Schafe für die Maschinen ein Problem dar. Dazu kam die dunkle Färbung der Tiere, die das Einfärben erschwerte. Schnell verdrängte helle und feinere englische Wolle die heimische. Heute sind die alten norwegischen Schafrassen wieder gefragt. Moderne Verarbeitungstechnik ermöglicht die Verarbeitung verschiedenster Faserqualitäten. Das norwegische Schaf ist – auch im Zuge der nachhaltigen Textilproduktion – wieder „in“.

Traditionelle Muster haben Konjunktur
Eines der bekanntesten Muster ist das der “Setesdal lusekofte” (Setesdaler Läusejacke). Die Region ist auch bekannt für ihre „Selbu-Rose“, die zunächst ein Muster für Fäustlinge war und sich zu einem der beliebtesten Motive entwickelt hat. Die Erfindung der Selbu-Fäustlinge wird Marit Emstad zugeschrieben, die als junge Frau 1857 die Kirche mit besagten Fäustlingen besucht haben soll – und für Begeisterung sorgte. Heute gibt es über 300 eingetragene Muster für Fäustlinge, die mit der Selbu-Rose in Zusammenhang stehen. Design-Geschichte geschrieben hat auch der Marius-Sweater. Im Marius-Design gibt es heute von Socken bis zu Kaffeetassen, Schreib- und Küchenutensilien praktisch alles zu kaufen.

Wolle: die natürliche High-Tech-Faser
Wolle ist aus der Maschenindustrie nicht wegzudenken. Deutsche Unternehmen haben sie längst als Funktionsfaser entdeckt. Wolle wirkt klimaregulierend, hält warm und ist durch den natürlichen Wollfettgehalt wasserabweisend. Die Feuchtigkeit des Körpers kann sie viel besser aufnehmen als z. B. Baumwolle. Neben klassischen Anwendungen in der Oberbekleidung und Legwear hält Wolle sukzessive Einzug in die Welt der Lingerie und Nachtwäsche. Kratzig? War gestern! Anschmiegsame Wolle-Seide-Mischungen geben ein komfortables Tragegefühl auf der Haut. Außerdem ist die Klimafaser Wolle aus der Sport-, Ski- und Outdoor-Bekleidung nicht mehr wegzudenken.

Die Hersteller Devold of Norway und Dale of Norway haben den Norwegerpulli international bekannt gemacht. Devold-Gründer Ole Andreas Devold entwickelte in den 1860er Jahren Arbeitskleidung. Sein erstes Stück war ein grober Arbeitspullover, der später als „Islender“ bekannt wurde. Er gehört bis heute zur Devold-Kollektion. Devold rüstete verschiedene Pol-Expeditionsteams aus, unter anderem die Crew des N24/N25 Flugs zum Nordpol 1926.

Seit 1956 ist Dale of Norway offizieller Ausrüster des norwegischen Skiteam bei allen Olympischen Winterspielen und Weltmeisterschaften. Später wurde Dale of Norway vom Internationalen olympischen Komitee ausgewählt, um die offiziellen Pullover für die Winterspiele zu entwerfen mit dem Recht die olympischen Ringe zu nutzen. Das machte die Marke weltberühmt.

Kontakt bei der Nordic Fashion Association:
Tone Tobiasson
mobil + 47 906 97911
tone@nicefashion.no
Skype: tonetobiasson

Tone Skårdal Tobiasson ist Herausgeberin der Nachhaltigkeitsplattform nicefashion.org und arbeitet an verschiedenen Projekten zum Thema Wolle. Im Auftrag des norwegischen Forschungsrats treibt sie das Projekt KRUS voran, dessen Ziel neue Geschäftsmodelle für nachhaltige Wertschöpfungsketten sind. Daneben engagiert sie sich dafür, die Vorzüge von Wolle aus gesundheitlicher Perspektive stärker für Designer und Sportbekleidungshersteller nutzbar zu machen. Sie ist Autorin anerkannter Fachbücher zum Thema Wolle und Modedesign.

Bild: Norwegisches Olympiateam 1976, © Dale of Norway