Erste Anti-NOX-Textilfassade in Hamburg ermöglicht Stickoxid-Reduktion

Erste Anti-NOX-Textilfassade in Hamburg ermöglicht Stickoxid-Reduktion

Die RWTH Aachen hat mit den Firmen ECE und Inok eine innovative Fassade entwickelt, die wie ein Katalysator schädliche Stickstoffe aus der Stadtluft bindet. Gleichzeitig wirkt die Textilhülle als Sonnenschutz.

Der Hamburger Finanzsenator Dr. Andreas Dressel weihte am 3. März 2020 die erste Anti-NOX-Textilfassade an einem Bürogebäude der Firma ECE Europa Bau- und Projektmanagement GmbH in Hamburg ein. Bei dem innovativen Fassadensystem handelt es sich um eine licht- und sichtdurchlässige Textilfassade, die von der RWTH Aachen University in Zusammenarbeit mit den Firmen ECE, Hamburg, und Inok GmbH, Willich, entwickelt wurde.

Die Reduzierung der schädlichen Stickoxide (NO und NO2) erreichen die Forscher durch eine innovative Fassadenbeschichtung. Die Beschichtung wirkt dabei als Katalysator und bindet unter UV-Licht die gesundheitsschädlichen Stickoxide aus der Stadtluft direkt an die Fassadeoberfläche. Durch Oxidationsprozesse werden die Schadstoffe in geringe Mengen von unschädlichen Salzen umgewandelt. Bei Regen befreit der Niederschlag die Fassadenoberfläche von den Salzrückständen. Anschließend wird das Regenwasser dem natürlichen Kreislauf der Natur zurückgeführt. Es kann als Regenwasser versickern oder als Düngemittel für Pflanzen verwendet werden. Im Projekt werden Proben des anfallenden Regenwassers genommen, um die Umweltverträglichkeit wissenschaftlich nach-zuweisen.

Neuartige Gebäudehülle reduziert Kühllast von Gebäuden im Sommer

Neben dem Beitrag zum Gesundheitsschutz durch die Luftreinigung leistet die Fassade noch mehr: Als zweite Gebäudehülle verleiht sie dem Gebäude ein neuartiges, futuristisches Erscheinungsbild und dient gleichzeitig als außenliegender Sonnenschutz. Die neuartige Gebäudehülle kann bis zu 78 Prozent der solaren Kühllasten von Gebäuden im Sommer reduzieren.

Nachträglich installierbar und zu 100 Prozent recyclebar

Das Fassadensystem kann sowohl für Neubauten als auch noch nachträglich bei der energetischen Sanierung von Bestandsgebäuden eingesetzt werden. Die neuen Materialien sind zu 100 Prozent recyclebar. Darüber hinaus hat das Forscherteam gerade eine Variante vorgestellt, bei der das Textil aus recycelten Kunststoffflaschen erstellt wird. Zudem arbeiten die Forscher an der Integration von Mikrosolarzellen ins Textil. Zukünftig soll die Fassade dem ITA als Forschungslabor im Bereich nachhaltige Gebäudetechnik zur Verfügung stehen und dazu beitragen, Prototypen unter realen Bedingungen zu testen.

Bild: Erste Anti-NOX-Textilfassade am Hamburger ECE-Gebäude ermöglicht Stickoxid-Reduktion, Quelle: © ITA, Jan Serode