EU will Freihandel mit Indien Bild: © jorono – pixabay.com

EU will Freihandel mit Indien

Seit Juli 2022 verhandelt die EU mit Indien einen längst angestrebten Freihandelspakt. Für die EU-Textilbranche winken fairere Handelsbedingungen. Doch sie droht auch zum Bargaining Chip zu werden.

EU will Freihandel mit Indien

Seit Juli 2022 verhandelt die EU ein seit langem angestrebtes Freihandelsabkommen mit Indien. Das ist eine Chance für die EU-Textilbranche auf fairere Handelsbedingungen. Doch die EU könnte die Branche anderen Interessen unterordnen. Ein willkommener Köder zugunsten Indiens, das gerade im Textilsektor auf Marktzugang pocht? Schließlich ist das Land der viertgrößte Textil- und Bekleidungslieferant der EU.

 

Der erste Anlauf zu einem Handelspakt scheiterte 2013. Heute geht es für beide Partner mehr denn je um eine geopolitische Allianz, denn die globalen wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse verschieben sich zusehends zugunsten Asiens. Die EU steht unter größerem Druck, einen erfolgreichen Abschluss zu erreichen. Im Sinne einer geopolitischen Allianz dürfte Indien wiederum nach seinem Rückzug aus der RCEP daran gelegen sein, möglichst rasch andere Partnerschaften zu vertiefen.

 

Für die EU sind die Verhandlungsbedingungen zehn Jahre nach Abbruch der ersten Runde nicht einfacher geworden. Zu Indiens offensiven Interessen gehört der verbesserte Marktzugang im Textil- und Bekleidungsbereich. Die EU hat zusätzlich zu ihren alten Forderungen in den Bereichen Automobil, Einzelhandel, Landwirtschaft und Finanzdienstleistungen ein Bündel von Nachhaltigkeitsanforderungen mit im Gepäck. Das macht die klassischen Verhandlungen um tarifäre und nicht-tarifäre Zugeständnisse noch schwieriger als bisher. Die europäische Textilbranche wird achtsam sein müssen, nicht zum Bargaining Chip zu werden.

 

Indiens durchschnittliche Drittlandszölle für Bekleidung liegen i. d. R. bei 20 Prozent fällig, für Garne und Stoffe um die 10 Prozent. Daneben verteuert ein Geflecht aus Steuern und Gebühren die Einfuhr. Indien klagt bereits darüber, dass größere Einschnitte bei den Zöllen die Mittel beschneiden würden, die das Land zur Erreichung der Sustainable Development Goals benötigt.