Die Frachtraten im internationalen Containerverkehr sind 2020 förmlich explodiert. Während Europa in den vergangenen Monaten vergleichsweise wenig nach Asien exportiert hat, laufen die Volkswirtschaften dort, insbesondere in China, seit dem Sommer wieder mit hoher Auslastung. Die internationale Container-Rotation weist ein erhebliches Ungleichgewicht auf: Container, die sich in den Nordseehäfen stapeln, werden In Fernost dringend benötigt. Im Jahresverlauf haben sich die Frachtraten für Container von Asien nach Europa verfünffacht. Seit Oktober gehen die Preise steil nach oben.
FBXFreight rate index |
Global |
China – US East Coast |
China – US West Coast |
China – N. Europe |
Diese Woche |
3.721 US-$ |
4.966 US-$ |
3.890 US-$ |
7.340 US-$ |
Letzte Woche |
10% |
-8% |
-7% |
30% |
Vorjahresvergleich |
156% |
87% |
186% |
269% |
Quelle: FBX weekly, Stand: 6. Januar 2021
Die Textil- und Modebranche bezieht in großem Stil Waren aus Fernost, insbesondere China. Dabei geht es nicht nur um Fertigwaren, sondern auch um dringend benötigte Vorprodukte, für die nicht ohne weiteres alternative Lieferanten gefunden werden können. Auswirkungen auf die Preise, aber auch auf das Produktangebot selbst dürften daher nicht ausbleiben.
Da die Nachfrage nicht nachzulassen scheint, prognostizieren Beobachter Staus, Verspätungen, Ausrüstungsengpässe und hohe Raten, die möglicherweise auch über das chinesische Neujahr hinaus und bis ins 2. Quartal 2021 andauern werden.
Carriern wird unlauterer Wettbewerb vorgeworfen
Europäische Spediteure haben inzwischen die EU-Kommission aufgefordert, die Praktiken von Container-Carriern zu untersuchen. In einem gemeinsamen Schreiben an die Generaldirektion Wettbewerb fordern die European Freight Forwarders Association (CLECAT) und der European Shippers‘ Council (ESC) ein Eingreifen der Wettbewerbsbehörden. Sie beschuldigen die Carrier, bestehende Verträge zu verletzen, unangemessene Bedingungen für Containerbuchungen festzulegen und einseitig Tarife festzulegen, die „weit über die vertraglich vereinbarten hinausgehen“. Für sofortige Maßnahmen hat die EU-Kommission wenig Spielraum. Ihre Untersuchungen sind immer langwierige Unterfangen. Immerhin hat sie angekündigt, die Entwicklungen genau zu beobachten.
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