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Internationale Fracht: Noch keine Entwarnung

Im Mai sind die internationalen Seefrachtraten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 3 Prozent zurückgegangen und flachen seither weiter ab. Auf die Asien-Europa-Verkehre wirkt sich das aber noch nicht voll aus.

Jüngsten Schätzungen zufolge liegt die Kapazitätsauslastung in transpanzifischen Containerverkehren derzeit erstmals seit Mitte 2020 bei weniger als 90 ProzentFrachtschiffe auf der Strecke Asien – Europa hatten eine durchschnittliche Auslastung von ca. 80 Prozent. Das nimmt den Druck von den Frachtraten. Der Höhenflug ist aber noch nicht vorbei.

Entlastung vor allem für Transpazifik-Verkehr

Neue verfügbare Kapazität, insbesondere von China in die USA, entlasten seit Mai die Frachtraten im transpazifischen Verkehr. Dort fielen die Preise im Juni sogar um erstaunliche 29 Prozent, obwohl die Kapazität vermutlich wieder abnahm. Inzwischen nehmen Leerfahrten bzw. Unterauslastungen wieder zu. Dennoch vermeldete die National Retail Federation im Mai einen neuen US-Containereinfuhrrekord. Der Verband erwartet, dass die Importe bis zum Ende der Hochsaison stark bleiben. Allerdings lässt auch in den USA die Nachfrage nach. Außerdem haben viele Importeure frühzeitig geordert, um möglichen Peaks wie im Vorjahr zu entgehen. Im September und Oktober dürfte die US-Nachfrage daher deutlich abflachen und damit auch für Erleichterung bei den Europa-Frachtraten sorgen.

Preise nach wie vor extrem hoch

Frachtraten und -mengen fallen von einem extrem hohen Ausgangspunkt aus. Selbst mit den prognostizierten Rückgängen dürften die monatlichen Hochsaisonmengen immer noch um 13 bis 15 Prozent höher liegen als im Jahr 2019. Die sinkende Verbrauchernachfrage in Europa und den USA sollte eigentlich die Preise dämpfen und sich positiv auf die Lieferpünktlichkeit auswirken. Doch der Rückgang der Nachfrage hat auch zu einem unerwarteten Anstieg der Lagerbestände geführt. Häfen und Lkw-Kapazitäten als Bottlenecks führen zu vollen Lagerhäusern. Somit könnte der Nachfragerückgang die Überlastung zunächst sogar verschlimmern, da Importe ohne Anlaufstelle für längere Zeit auf den Containerhöfen der Häfen oder an Eisenbahnknotenpunkten festsitzen.