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In den westasiatischen Gebieten um Xinjian und der Inneren Mongolei lebt seit über tausend Jahren die Kaschmir-Ziege. Ihr Haar gilt als besonders edel. Und hat bemerkenswerte Eigenschaften.

Schon vor Jahrhunderten verwendeten mongolische Landwirte das Haar der Kaschmirziege für die Herstellung von Jurten und edlen Teppichen. Im 16. Jahrhundert begann im indisch-pakistanischen Grenzgebiet die Herstellung von Kaschmir-Schals. Ihre Weichheit machte sie schnell zu begehrten Luxusartikeln. Mit der raschen Entwicklung des Welthandels im 19. Jahrhundert trat die feine Faser ihren internationalen Siegeszug an.

Klimafaser für Ziege und Mensch
Während der eiskalten Winter der Region mit Temperaturen bis zu minus 40 Grad bilden Kaschmirziegen als Kälteschutz feinste Unterwolle aus. Dieses Unterhaar ist deutlich feiner als die feinste Schafwolle. Die Mongolei ist neben China eines der größten Produktionsländer. Versuche, Kaschmirziegen anderswo als in den Hochlagen Asiens mit ihren strengen Wintern zu züchten, gibt es aufgrund der klimatischen Einzigartigkeit der Ursprungsregion nur in kleinem Maßstab. Kaschmir wärmt im Winter bis zu sechsmal besser als Schafwolle, da es Wärme perfekt speichert, Feuchtigkeit schnell nach außen ableitet gleichzeitig wasserabweisend wirkt. Daneben ist Kaschmir schmutz- und geruchsabweisend.

Kaschmir-Gewinnung – nichts für Ungeduldige
Während des Fellwechsels im Frührjahr wird den Kaschmir-Ziegen das Unterhaar ausgekämmt. Pro Tier ergibt das Auskämmen ca. 150 Gramm – etwas so viel, wie für einen Schal benötigt wird. Zunächst muss die wertvolle Unterwolle von gröberen Fellhaaren, Erde und Gras gereinigt werden. Dann wird das geöffnete Roh-Kaschmir ausgewalzt, um die letzten Reste von Staub und Schmutz zu entfernen. Danach erfolgt die Wäsche. Erst jetzt dürfen die Fasern überhaupt als Kaschmir bezeichnet werden – und gehen auf die Reise an Spinnereien weltweit. Heute wird ein bedeutender Teil der Fasern in China weiterverarbeitet.

Qualität wird in Mikron gemessen
Das vom Deckhaar gereinigte Unterhaar der Kaschmir-Ziege ist mit einem Durchmesser von nur 15 bis 19 Mikron (1.000stel Millimeter) besonders fein. Nach der Definition der internationalen Wollorganisation IWTO darf der durchschnittliche Durchmesser der Haare darf 19 Mikron nicht überschreiten, bei einem Abweichungskoeffizienten von 24 Prozent und einem maximalen Anteil von 3 Prozent an Haaren mit einem Durchmesser von über 30 Mikron. Es gibt weiße, graue, braune und schwarze Kaschmir-Ziegen. Neben der Farbenklassifizierung werden Kaschmirfasern nach Faserdurchmesser und -länge typisiert.

Knappes Gut ist teuer
Die Kaschmirziege nagt gern an Graswurzeln. Das fördert die Regenerationsfähigkeit des Grases, aber es kann auch das Grasland zerstören, wenn zu viele Ziegen in einem bestimmten Gebiet weiden. Daher ist es wichtig, dass Kaschmir-Bauern nicht mehr Ziegen halten, als das Grasland verträgt. Das begrenzt natürlich die Ausbeute und lässt Kaschmir mit der wachsenden Nachfrage immer teurer werden. Der Preisunterschied zwischen Kaschmir und anderen Fasern ist enorm und verleitet dazu, Tierhaarmischungen in Umlauf zu bringen. Dadurch werden weltweit mehr Kaschmirprodukte angeboten, als es die tatsächlich vorhandene Anzahl an Tieren hergibt. Vorsichtige Schätzungen gehen davon aus, dass mindestens ein Viertel aller als Kaschmir-Produkte gehandelten Artikel falsch deklariert ist.

Nachhaltigkeit ist wichtig
Aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage werden Kaschmirziegen zum Teil nicht mehr unter natürlichen Bedingungen der extensiven Weidewirtschaft gehalten. Durch Übernutzung drohen intensiv genutzte Weideflächen zu versteppen. Bei der Intensivtierhaltung wird das Unterhaar der Ziege in der Regel nicht ausgekämmt, sondern geschoren; nicht selten bereits vor dem natürlichen Fellwechsel. Auf schöne Kaschmirmode braucht deshalb niemand verzichten. Wird nach traditioneller Methode gewirtschaftet, kommen weder Tiere noch Weiden ins Hintertreffen. Dem preisbewussten Kaschmir-Liebhaber muss allerdings klar sein, dass preisgünstige Pullover aus reinem Kaschmir kaum aus nachhaltiger Produktion stammen können. Beim Kauf sollte man daher auf die Qualität der Kaschmirprodukte achten, die Herstellerangaben genau studieren und von verdächtig günstigen Angeboten die Finger lassen.

Die Masche: effizienter Einsatz teurer Materialien
Beim Herstellen von Kleidungsstücken gibt es immer Materialverluste. Diese sind in der Flachstrickerei, beim Rundstricken in Leibweiten und beim Formstricken relativ gering. Bei der Herstellung von Strickwaren wie Pullovern oder Schals kann Kaschmir daher besonders effizient verwendet werden.

Bild: © Knitwear Fashion Volz