Logistik ächzt unter Kriegsfolgen und COVID-Schließungen in China

Logistik ächzt unter Kriegsfolgen und COVID-Schließungen in China

Der Welthandel kämpft mit den Auswirkungen des Krieges in der Ukraine. Gleichzeitig senden neue Covid-Ausbrüche in chinesischen Exportzentren für neue Turbulenzen.
Bild: © bernswaelz – pixabay.com

Knappe Kapazitäten und steigende Treibstoffkosten infolge des Russland-Ukraine-Konflikts hatten die Luftfrachtraten bereits in die Höhe getrieben. Der Freightos Air Index (FAX) Shanghai-US Ostküste stieg im März um 42 Prozent auf nunmehr 16 US-Dollar pro kg. Die Preise von Europa nach Asien steigen ebenfalls, vor allem nach Hongkong. Von neuen Covid-Ausbrüchen und Lockdowns betroffen sind die großen chinesischen Exportzentren Shanghai und Shenzhen. In Shanghai ist bislang kein vollständiger Lockdown eingetreten, doch neue Auflagen dürften den Lkw-Verkehr beeinträchtigen. Internationale Passagierflüge wurden für die nächsten sechs Wochen gestrichen wurden. Auch das wird sich auf Frachrouten und -preise auswirken.

Steigende Raten vor allem für US-Destinationen

Momentan betroffen sind vor allem die Frachtraten Ostasien – US-Westküste. Sie sind fast 90 Prozent höher als nach dem Yantian-Stau im Juni 2021. Die Häfen von Los Angeles und Long Beach rechnen bis zum Ende des Monats mit einem weiteren Anstieg der Einfuhren um 30 bis 60 Prozent. 

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FBX 11 China-Nordeuropa: Der Index bewegt sich nach dem chinesischen Neujahrsfest auf ähnlich hohem NIveau wie im Vorjahr. Die Tendenz ist aber eher rückläufig bis stagnierend, obwohl die internationale Container-Nachfrage wächst. Quelle und Charts: Freightos

Sinkende Nachfrage in Europa

Die Europa-Raten sind immerhin 21 Prozent höher als im letzten Juni. Die Nachfrage zwischen Asien und Europa scheint jedoch nachzulassen. Die seit geraumer Zeit stark steigenden Beschaffungs- und Produktionskosten und die hohe Inflation in Europa schießen durch den Russland-Ukraine-Krieg noch nach oben. Seit Jahresbeginn sind die Seefrachtraten um 8 Prozent gesunken. Die Schließungen in China dürften angesichts der rückläufigen Importnachfrage und schwachen Wirtschaft in der EU nicht zu einem größeren Anstieg führen. Das ist einerseits eine gute Nachricht für Importeure, andererseits ein bedenkliches Zeichen für die Konjunktur.

Komplett-Lockdown in Shenzhen

Im Technologie- und Elektronikfertigungszentrum Shenzhen wurde ein kompletter Lockdown verhängt. Bis 20 März sind sämtliche alle Produktions-, Lager- und Handelsaktivitäten eingestellt. Der Rückgang der Seefrachtraten von Asien nach Nordeuropa (-6 Prozent) und USA (Ostküste -8 Prozent) spiegelt den Rückgang der Lieferungen wider. Sobald die Fabriken wieder öffnen, dürfte der Anstieg umso heftiger ausfallen

Häfen offen, doch nur langsame Auflösung der Rückstaus

Die Häfen in Shenzhen, einschließlich des Hafens von Yantian, über den rund die Hälfte der Gesamtexporte von Shenzhen abgewickelt wird, bleiben offiziell geöffnet. Möglicherweise kann nun ein Teil des Exportstaus in den Häfen abfließen. Ein Problem sind dabei allerdings die geschlossenen Lagerhäuser und Fabriken. So findet sich kein Platz für leere Container. Auch in der EU und den USA sorgen rückläufige Ankünfte zunächst für Entspannung in den Häfen. Danach dürfte die angestaute Nachfrage aber erneut zu Problemen bei der Löschung der Importware führen.

Als der Hafen von Yantian aufgrund eines Covid-Ausbruchs im vergangenen Mai für mehrere Wochen geschlossen wurde, führte dies zu einem Rückgang der Verschiffungen um ca. 75 Prozent. Drei Wochen vergingen, bis der so entstandene Rückstau abgebaut werden konnte – auch in Alternativhäfen, auf die viele Ausführer ausgewichen waren. Allein dieses Ereignis trieb die Seefrachtraten von Ostasien nach Nordeuropa um über 20 Prozent nach oben.