Seit 2016 sinken die realen Umsätze im Modehandel. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern für Westeuropa insgesamt. Nach dem Corona-Tief 2020 kämpft sich der Modemarkt sich nur langsam aus der Talsohle. Seit 2022 sorgen Teuerung und Belastung durch hohe Energiepreise für Kaufzurückhaltung. Gleichzeitig müssen Hersteller angesichts erodierter Margen eigentlich ihre Preise heraufsetzen.
Verkaufsmenge im Tief
Der Bundesverband des Deutschen Textileinzelhandels BTE stellt fest: In den vergangenen Jahren ist die Inlandsverfügbarkeit von Bekleidung in Deutschland (Produktion plus Import minus Export) deutlich geschrumpft – zwischen 2018 und 2021 um minus 15 Prozent. Das dürfte nicht nur an der geringeren Kauflaune liegen, sondern auch an immer ausgefeilteren Just-in-time-Modellen. Die Auswirkungen der Einsparkultur bekam der Einzelhandel 2021 zu spüren, als verzögerte Lieferzeiten die Abläufe ins Chaos stürzten.
Mengenwachstum über Niedrigpreis
Laut Euromonitor International gingen 2021 2,11 Milliarden Bekleidungsteile über stationäre und virtuelle Ladentische – 2016 waren es noch 2,26 Milliarden Teile, gut 7 Prozent mehr. Die Marktforscher schätzen jedoch, dass die umgeschlagenen Mengen bald wieder anziehen und das Niveau von 2016 überflügeln. Gleichzeitig prognostizieren sie eine Stabilisierung der realen Stückpreise auf einem niedrigeren Niveau als noch vor fünf Jahren.
Heimische Hersteller im Nachteil
Das bedeutet im Klartext: Zusätzlichen Kosten für Energie, Rohstoffe und Fracht, die vor allem heimische Hersteller bei Beschaffung und Produktion schultern müssen, werden vom Markt nicht ausgeglichen. Denn die exorbitanten Preissteigerungen sind kein globales Phänomen – zumindest nicht in dieser Größenordnung. Viele Verbraucher werden in der kommenden Zeit noch preisorientierter kaufen als bisher. Auch die hohen Kosten einer bürokratisch reglementierten CSR-Compliance werden von den Kunden nicht honoriert. Preisgünstig produzierte Massenware dürfte sich damit weiter durchsetzen.
HDE-Konsumbarometer auf Allzeit-Tief
Der Konsumindex des HDE stürzte im August auf ein historisches Tief. Der Verband führt die starke Eintrübung der Verbraucherstimmung insbesondere auf die gewachsenen Unsicherheiten in der Energieversorgung und Energiepreisentwicklung zurück. Die Verbraucher fürchten nicht mehr nur höhere Ausgaben, sondern auch eine Verschlechterung ihrer eigenen Einkommen. Der Spielraum für Konsumaktivitäten oder den Aufbau von Ersparnissen sinkt. Bereits im Juli hatte eine repräsentative Umfrage des Verbandes ergeben, dass inzwischen mehr als ein Viertel der Bevölkerung (27 Prozent) große Angst hat, mit dem Geld nicht mehr auszukommen. Bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen unter 2.000 Euro pro Monat sind es sogar 48 Prozent.
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