Im Hopfen schlummert viel Potenzial. Bekannt ist er vor allem für seine Blüten, die dem Gerstensaft das Aroma geben. Ein Forschungs-Verbundprojekt unter Beteiligung der Hohenstein Institute untersucht jetzt, wie sich auch der Rest der sechs bis acht Meter hochwachsenden Pflanze sinnvoll nutzen lassen könnte. Eignet sich die alte Kulturpflanze womöglich für die Herstellung moderner Medizintextilien?
Das Projekt nimmt ganze Stängel, geschredderte Pflanzen und Gärreste unter die Lupe. Die Forscher untersuchen, in welchen Produktlinien verfügbare Rohstoffqualitäten zum Einsatz kommen können. Der Fokus der Hohensteiner liegt in der Untersuchung und Bewertung funktioneller Eigenschaften der erzielbaren Rohstoffe für den Einsatz im medizinisch-textilen Bereich.
Anwendung bei Medizintextilien
Zur Textilherstellung muss eine aufwendige Trennung der Holz- und Bastanteile erfolgen. Das Projekt beleuchtet dabei die technische Machbarkeit. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass eine entsprechende (Zwischen-)Produktqualität bereitgestellt werden kann, die für das Anwendungsfeld „Medizintextilien“ passend ist. „In diesem Fall spielt vor allem die Biokompatibilität des Materials eine wichtige Rolle, zudem sollen spezifische biologische, chemische und textilphysikalische Funktionalitäten für den Einsatz im Gesundheitswesen charakterisiert werden“, sagt Dr. Eva Glink, Projektleiterin bei Hohenstein. Zusätzlich wird eine technisch-ökonomische Betrachtung im Vergleich zu anderen, etablierten Rohstoffen im Med-Tex-Bereich durchgeführt.
75.000 t pro Jahr verfügbar
In Deutschland gibt es fünf Hopfenanbaugebiete, die insgesamt mit ca. 20.400 Hektar (2019) etwa 35 Prozent der Weltanbaufläche stellen. Die beim Brauen genutzten Hopfendolden machen laut Hohenstein nur etwa 30 Prozent der geernteten Pflanzenmasse aus. Daraus leiten die Forscher eine jährliche Biomasse aus den Hopfenreben von ca. 75.000 t Trockensubstanz ab. Das bedeutet eine große, bislang ungenutzte Rohstoffquelle, die für den Einsatz in technischen Produkten zur Verfügung stehen würde. Bisher wird die nicht zum Brauen verwendete Hopfen-Biomasse zum Teil als Dünger ausgebracht oder in Biogasanlagen vergoren.
Zu den Forschungspartnern des vom Bundeslandwirtschaftsministerium über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) geförderten Projekts gehört neben Hohenstein mit dem Sächsischen Textilforschungsinstitut (STFI) ein weiteres Mitglied der Zuse-Gemeinschaft. Darüber hinaus sind das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) als Projektkoordinator, die TU Dresden, die TU Chemnitz und Hopfenpower GmbH beteiligt.
↘ Zum aktuellen Forschungsprojekt: www.hohenstein.de/de/wissen/forschung/forschungsprojekte/detail/hopfenfaser
↘ Dr. Anja Gerhardts, +49 7143 271-434, a.gerhardts@hohenstein.com