Schon vor mehr als 2.000 Jahren wurden Waren über die antike Seidenstraße zwischen China und Europa gehandelt. Heute sollen diese Transportrouten wiederbelebt werden. Die chinesische „Belt and Road Initiative“ (BRI) sieht eine riesige Wirtschaftszone zwischen Asien, Europa und Afrika vor. Die Pläne reichen inzwischen bis Amerika und in die Arktis.
Mehr als 60 Staaten in Asien, Afrika und Europa und damit fast zwei Drittel der Weltbevölkerung sind hieran beteiligt. 125 Länder und 29 internationale Organisationen haben inzwischen eine „Seidenstraßen-Absichtserklärung“ unterzeichnet. Haupttransportrouten von China nach Europa sind zum einen der Seidenstraßen-Wirtschaftsgürtel („Belt“) über den Landweg, zum anderen die maritime Seidenstraße des 21. Jahrhunderts („Road“) über den Seeweg. Wie bei der traditionellen Seidenstraße handelt es sich um ein Netzwerk von Routen, über das Waren per Straße, Eisenbahn oder Schiff zwischen Asien, Afrika und Europa transportiert werden können. Die chinesische Regierung stellt gewaltige Summen für den Ausbau der Transport- und Energieinfrastruktur bereit – und spricht von Projekten im Wert von 900 Milliarden US-Dollar.
Außerdem eröffnet die BRI die Möglichkeit, technische und juristische Standards setzen. Die BRI soll helfen, die rückständigen westchinesischen Provinzen zu entwickeln, Überkapazitäten im Stahl- und Baubereich zu exportieren und chinesische Waren und Dienstleistungen auf Drittmärkten abzusetzen. Mit der neuen Seidenstraße sichert sich China Rohstoffe, erschließt neue Absatzmärkte und überwindet Handelshemmnisse. Zugleich stellt sie ein geopolitisches Tool dar, mit dem China seine wirtschaftlichen, politischen und Sicherheitsinteressen durchsetzen will. Der Ausbau der Eisenbahnverbindungen zwischen China und Europa ist zu einem der Schlüsselelemente der Neuen Seidenstraße geworden. Wichtige Transport- und Hafeninfrastrukturen in den Westbalkan-Staaten, in Griechenland, Italien und Osteuropa sind bereits fest in chinesischer Hand – per Kredit oder Mehrheitseigentum.