Nach der Schließung des bedeutenden Meidong-Terminals im Hafen von Ningbo wachsen die Sorgen in der Lieferkette vor weiteren Maßnahmen in China. Dort breitet sich die Delta-Variante weiter aus. China verfolgt weiterhin eine Null-Covid-Strategie von Reisebeschränkungen, der Sperrung von Städten und dem Testen ganzer Metropolbevölkerungen, wenn Fälle auftreten. Das Ningbo Meidong-Terminal wickelt rund 25 Prozent des Volumens von Ningbo Zhoushan, dem viertgrößten Containerhafen der Welt, ab.
Textil und Bekleidung besonders betroffen
Die deutsche Textil- und Bekleidungsbranche bezieht gut 23 Prozent ihrer Importe aus China (Bekleidung: 24 Prozent, Textil: 21 Prozent) und hängt damit besonders stark von einer funktionierenden Logistik ab. Eine Verzehnfachung der Frachtraten binnen Jahresfrist und starke Verzögerungen bei den Lieferzeiten bringen viele Firmen, die noch mit den schweren Folgen des Corona-Lockdowns kämpfen, an die Belastungsgrenze.
Im Fall von Ningbo Zhoushan berichtete Reuters, dass ein einzelner Mitarbeiter des Meidong-Terminals positiv auf Covid-19 getestet worden sei. Es wurde angenommen, dass der Mitarbeiter, der vollständig mit dem Sinovac-Impfstoff geimpft war, asymptomatisch war. Es ist noch nicht bekannt, ob es sich bei der Infektion um den Delta-Variantenstamm handelt, gegen den Sinovac in seiner Wirksamkeit begrenzt zu sein scheint.
Wachsende Verzögerungen beim Containerhandel aus China bedrohen globale Lieferketten
Laut Hafenleitung hat die Firma Meidong nach dem Positivtest sofort alle Operationen eingestellt und das Hafengebiet geschlossen. Das Terminal ist derzeit gesperrt, ohne dass Fahrzeuge ein- oder ausgefahren werden und der Betrieb abgeschaltet wird. Alle engen Kontakte wurden unter Beobachtung gestellt, bisher wurden keine Fälle mehr gemeldet.
Es wird erwartet, dass die Schließung sich insbesondere direkt auf die Mitglieder der Ocean Alliance – Cosco, CMA CGM und Evergreen – auswirkt, die in erster Linie das Terminal nutzen. Die Containerlinie Hapag-Lloyd informierte ihre Kunden über zu erwartenden Verzögerungen „außerhalb unserer Kontrolle“.
Neben Befürchtungen zu einer längeren Schließung wächst die Sorge, dass auch in anderen Terminals Covid-Fälle entdeckt werden. Das könnte zu einer umfassenden Abschaltung der Einrichtungen in dem Schlüsselhafen führen. Ein Ausbruch am Yantian International Container Terminal (YICT) führte im Frühsommer zu einem dreiwöchigen Shutdown und einer erheblichen Unterbrechung der Containerschifffahrt mit Auswirkungen auf den gesamten Handel weltweit.
Noch schlimmer kommt es für die internationalen Lieferketten, wenn sich der aktuelle Ausbruch weiter ausbreitet und noch mehr große chinesische Terminals den Betrieb einstellen. China hat bereits an wichtigen Standorten wie Zhengzhou, Nanjing, Peking, Wuhan, Yantai und Shanghai Beschränkungen eingeführt. Dazu kommt, dass der Transportsektor jetzt in die Hochsaison geht. Wie Seatrade Maritime News gestern berichtete, sind die Verzögerungen zwischen China und Europa und Nordamerika bei wichtigen Hafenpaaren zwischen China und Europa auf durchschnittlich 7,5 bis 8,5 Tage gestiegen.
Infoquellen: Seatrade Maritime News, Reuters, Freightos, Destatis
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