Mikroalgen könnten die Kunststoffindustrie revolutionieren
Rund 370 Millionen Tonnen Kunststoffe werden weltweit pro Jahr produziert. Die globale Plastikproduktion soll in den nächsten zehn Jahren um weitere 40 Prozent zunehmen. Dabei sind Kunststoffe oftmals Ursache für zunehmende Umweltprobleme. Bakterien vom Stamm von Cyanobakterien könnten die Lösung sein: Sie stellen Polyhydroxybutyrat (PHB) her, das ähnlich einsetzbar ist wie der Kunststoff Polypropylen, jedoch schnell und schadstofffrei abbaubar ist. Tübinger Mikrobiologen gelang es nun, den Stoffwechsel der Bakterien so zu verändern, dass sie das Bioplastik in Mengen produzieren, die eine industrielle Nutzung ermöglichen.
Nur Wasser, CO2 und Sonnenlicht
Der Bio-Kunststoff PHB kann bereits heute im industriellen Maßstab von sogenannten heterotrophen Bakterien produziert werden. Als Energieträger dient diesen Bakterien jedoch Zucker, der häufig aus Nutzpflanzen gewonnen wird und dadurch der Lebensmittelerzeugung nicht mehr zur Verfügung steht. Cyanobakterien hingegen produzieren den Biokunststoff durch Fotosynthese und brauchen dazu lediglich Wasser, CO2 und Sonnenlicht. Diese Art der PHB-Produktion ist CO2-neutral und bietet sowohl ökologische also auch ethische Vorteile. Langfristiges Ziel der Tübinger ist es, den Einsatz der Bakterien zu optimieren und so weit zu skalieren, dass ein großtechnischer Einsatz möglich wird.
Bild: © Dr. Moritz Koch, Universität Tübingen: Veränderte Bakterien produzieren 80 % mehr PHB.