Mit Hilfe einer Pollenprüfstrecke lässt sich das Pollen-Allergierisiko textiler Flächen künftig exakt beurteilen, um Allergikern, die auf Blütenstaub reagieren, Linderung zu verschaffen. Im Gegensatz zu Hausstaub-Allergikern, die sich mit Encasings vor Milben schützen können, existiert für Pollen-Allergiker bislang kein wirksamer textiler Schutz. In Deutschland leidet etwa jeder Sechste der Bevölkerung unter Heuschnupfen. Über die Kleidung gelangen die Pollen auch in Innenräume, wo sie dauerhaft an Vorhängen, Sofas, Teppichen oder Bettwaren haften.
Um diesen permanenten Expositionsquellen zu begegnen, haben Wissenschaftler der CHT R. Beitlich GmbH zwei spezielle Pollenschutz-Textilausrüstungen entwickelt. Die beiden biofunktionellen Ausrüstungen wirken dabei gegensätzlich, und zwar je nach Beschichtungsmaterial: entweder pollenabweisend oder auch pollenbindend. Der oberflächenphysikalische Ansatz basiert auf der Maximierung oder Minimierung der Haftungskräfte/Klebrigkeit der Pollen auf der Textiloberfläche, die über Konvektion oder Diffusion dorthin gelangten. So kann beispielsweise die Bekleidung pollenabweisende Eigenschaften aufweisen, um den Eintrag des Blütenstaubs in die Wohnung nach einem Frühlingsspaziergang zu reduzieren, während Heimtextilien wie Sofas, Teppiche und Vorhänge vorteilhafterweise eine pollenbindende Wirkung aufweisen sollten, um den lästigen Allergieauslöser möglichst vom Allergiker fernzuhalten.
Um das Allergierisiko von Textilien für Heuschnupfengeplagte einzuschätzen, haben die Hohensteiner Wissenschaftler im Labor eine Pollenprüfstrecke entwickelt, welche den Pollenflug simuliert und die Haftung der Pollen auf Textilien untersucht. Mit diesem Prüfansatz lässt sich die Fähigkeit einer textilen Ausrüstung, Pollen aufzunehmen, festzuhalten oder gezielt wieder freizusetzen, exakt beurteilen. Die neu entwickelte Pollenprüfstrecke bietet Textilherstellern die Möglichkeit, künftig optimierte Kleidung und Heimtextilien für Pollen-Allergiker zu entwickeln, um die lästigen Heuschnupfen-Symptome einzudämmen.
Bild: Aufnahme von Brennnesselpollen auf einem Textil mit dem digitalen 3-D Mikroskop.
© Hohenstein Institute
Quelle: Hohenstein Institute