Russland-Ukraine-Konflikt trifft die Branche Bild: © Alexey Hulsov - pixabay.com

Russland-Ukraine-Konflikt trifft die Branche

Der Krieg in der Ukraine erschüttert auch die Textil- und Modebranche. Die EU hat umfassende Sanktionen gegen Russland verhängt.

Sowohl für Textilien als auch für Bekleidung aus Deutschland ist Russland nach der Schweiz bislang die zweitwichtigste Exportdestination außerhalb der EU. Jetzt bringt der Krieg die Geschäfte zum Erliegen. Bis zum Corona-bedingten Knick in der Ausfuhrstatistik lieferten deutsche Exporteure Textil- und Bekleidungswaren im Wert von gut 645 Millionen Euro nach Russland. Die Spannbreite reicht von Abstandsgestricken über hochwertige Heimtextilien bis zu Premiummode.

Die Sanktionen der EU gegen Personen, Organisationen, aber auch gegen russische Banken erschweren die technische Abwicklung auch von Geschäften mit Konsumgütern enorm. Während der Zahlungsverkehr durch den Ausschluss von sieben russischen Banken aus dem SWIFT-Zahlungssystem Geldtransfers gebremst wird, dürften russische Kunden angesichts des Währungsverfalls ohnehin Mühe haben, bestellte Ware auch zu bezahlen. Bislang ist Vorkasse noch weitverbreitet. Wo Warenkreditversicherungen zum Einsatz kommen, ist auf diese nicht mehr ohne weiteres Verlass. Die Grenzübergänge zwischen Polen und Belarus als wichtige Logistikrouten sind zwar noch offen, doch es drohen Verzögerungen. Auch die Frachtraten sind in die Höhe geschnellt. Der direkte Flugverkehr zwischen der EU und Russland ist eingestellt, so dass russische Destinationen auch per Flugzeug nur noch mit Mühe erreichbar sind.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 1. März 2022 darüber informiert, dass sämtliche für 2022 noch geplanten Messebeteiligungen im Rahmen des AMP in Russland abgesagt werden. Für die Textil- und Modeindustrie betrifft dies insbesondere die Messen Heimtextil Russia, Techtextil Russia sowie die CPM Collection Premiere Moskau, für die Firmengemeinschaftsausstellungen deutscher Unternehmen im September 2022 in Moskau geplant waren.

Besondere Betroffenheit herrscht bei Textil- und Modeunternehmen, die Fertigungspartner in der Ukraine haben. Hier gibt es z. B. einige Kooperationen Aktivität in den Bereichen Wäsche, Berufsbekleidung und Damenmode, die durch den Krieg nicht mehr funktionieren. Immerhin hat Deutschland bis zur Corona-Krise Textilien und Bekleidung im Wert von 213 Mio. Euro pro Jahr aus dem Land importiert. Ein beträchtlicher Teil davon stammte aus der Lohnkonfektion, bei der ukrainische Nähereien von deutschen Firmen bereitgestellte Stoffe und Zutaten konfektionieren. Allerdings war die Aktivität in den letzten Jahren rückläufig: Obwohl die EU ihre Freihandelsbeziehungen zur Ukraine in den letzten Jahren gestärkt hat, sind viele Firmen seit dem Konflikt 2014 vorsichtig geworden.

Auf eine schnelle Beruhigung des Konflikts kann die Branche nicht setzen. Mindestens für dieses Jahr ist das Geschäft Marken, die trotz aller Widrigkeiten weiter nach Russland liefern, müssen ohnehin um ihr Image fürchten. Das Gut-Böse-Schema war im Nu etabliert: Handel mit Russland ist schlecht. Russischer Wodka ist out. Mode an russische Bürger zu verkaufen wohl auch.

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