In Deutschland tüftelt man schon seit Mitte der 90er Jahre an Stoffen mit Grips. In allen Ecken der Republik wird geforscht, getestet und entwickelt. So sind in den vergangenen Jahren intelligente Textilien entstanden, die es entweder schon jetzt oder in nächster Zeit zu kaufen gibt.
Laut Forschungskuratorium Textil, Forschungskoordinator für die deutschen Textilforschungsinstitute, erzielen die Hersteller und Materiallieferanten der deutschen Textil- und Modeindustrie mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes mit innovativen Erzeugnissen – und sind hierbei sogar Weltmarktführer und Exportweltmeister. Der Umsatz soll insgesamt bereits bei 29 Milliarden Euro liegen.
Deutsche Hersteller technischer Textilien sind meist Mittelständler. Wichtige Forschungsinstitute sitzen in Sachsen (Chemnitz), Thüringen (Greiz), Baden-Württemberg (Denkendorf) und Nordrhein-Westfalen (Aachen). Hinzu kommen Projekte aus Universitäten und Großforschungseinrichtungen wie der Fraunhofer Gesellschaft. Einige Projekte werden über ein Förderprogramm des Bundeswirtschaftsministeriums unterstützt.
Bereiche, die von der Forschung profitieren, sind z.B. Maschinenbau, Luftfahrt, Automotive, Bau, Gesundheits- und Energiewirtschaft. Auch für die Bekleidung spielen Smart Textiles eine wachsende Rolle. Geforscht wird vor allem an Werkstoffen. Schwerpunkte sind neue Materialien und Herstellungstechnologien.
Zum Beispiel gibt es die Baumwolle mit den elektrisch leitenden Fäden, die das Fraunhofer-Institut nutzt. Sie kommt aus Thüringen – allerdings von keiner Forschungseinrichtung, sondern von einem mittelständischen Unternehmen. Die Strickerei WarmX in Apolda hat den smarten Stoff vor zehn Jahren entwickelt, und zwar für ein eigenes Produkt: beheizbare Unterwäsche. Das regulierbare System ist patentgeschützt. Shirts, Unterhosen, Strumpfhosen: Um die 100 Stück pro Jahr werden über das Internet verkauft. Und an wen? „Mehr als die Hälfte der Käufer sind Jäger“, sagt Geschäftsführer Gerald Rosner.
Spannend für Senioren mit Herz-Kreislauf-Schwäche: In drei bis vier Jahren soll es ein T-Shirt mit lebensrettenden Funktionen geben. Es erfasst kontinuierlich Daten wie Herzfrequenz, Puls und Atmung und alarmiert im Falle des Falles den Notruf.
In anderen Ländern wird ebenfalls zum Thema Smart Textiles geforscht und entwickelt. Ein weltweit führender US amerikanischer Software Hersteller forscht derzeit an einem BH, der anhand der elektrischen Aktivität des Herzens Stresssituationen erkennt. Noch nicht bekannt ist, ob er auch reagieren kann.
Quelle: Volksstimme.de 08.01.2017, redaktionell überarbeitet
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