In der Studie wurden verschiedene Szenarien untersucht, wie sich der industrielle Strombedarf in den kommenden Jahren entwickeln wird. Bei Erreichung der Treibhausgasneutralität ausschließlich durch Elektrifizierung wird nach den Erkenntnissen der Studienautoren, unter Berücksichtigung von Effizienzsteigerungen in der Industrie, der Strombedarf von 27 TWh in 2019 auf 43 bis 45 TWh in 2045 anwachsen. Werden neben elektrischer Energie auch erneuerbare Gase wie z.B. Wasserstoff eingesetzt, erhöht sich der Strombedarf auf rund 35 TWh. Zusätzlich werden auch Haushalte sowie Verkehrs- und Wärmesektor mehr Strom benötigen.
„Die Klimaschutzziele sind richtig und wichtig und werden von der Energiewirtschaft unterstützt“, so Torsten Höck vom VfEW. „Um sie aber zu erreichen, benötigen wir eine breite Akzeptanz der Maßnahmen, die wiederum eng mit der Gewährleistung der Versorgungssicherheit zusammenhängt. Deshalb muss die Landes- und Bundespolitik jetzt die Weichen stellen, damit wir unsere Klimaziele erreichen können.“ Einen Meilenstein sehen die Studienautoren bereits 2030, weil das Klimaschutzgesetz hier ambitionierte Ziele formuliert. Weil bis dahin nach allen bisherigen Szenarien noch nicht genügend Wasserstoff in Baden-Württemberg verfügbar sein wird, können fossile Energien bis dahin nur mit erneuerbarem Strom kompensiert werden, was bereits 2030 einen deutlich höheren Strombedarf bedeutet.
„Für den Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg ist eine sichere, bezahlbare und zuverlässige Stromversorgung entscheidend“, betont Wolfgang Wolf, geschäftsführender Vorstand von Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). Mitglieder des Verbandes haben bei der Studie maßgeblich mitgewirkt und über Umfragen und Einzelinterviews zur Datengrundlage beigetragen. Deutlich wird, dass nicht nur der aktuelle Energiebedarf berücksichtigt werden muss. „Durch die im Rahmen der Energiewende notwendigen Transformationsprozesse und die damit verbundene fortschreitende Digitalisierung steigt der Strombedarf zusätzlich. So benötigen etwa auch Rechenzentren und neue Batteriezellproduktionen Energie“, so Wolf.
Um den künftigen Strombedarf zu decken, sehen der VfEW und UBW Handlungsbedarf in mehreren Punkten: Der Ausbau erneuerbarer Energien muss beschleunigt werden. Dies gilt ebenso für den Netzausbau, der an den Bedarf angepasst werden muss. Zudem muss die Infrastruktur für Wasserstoff aufgebaut und die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden und Kohlekraftwerke auf Gasbetrieb umgestellt werden mit der Option, erneuerbare Gase einzusetzen.
Kontakt beim VfEW: Mandy Saur, saur@vfew-bw.de.