Explodierende Frachtraten
Frachtraten und Containerverfügbarkeiten sind nach wie vor ein großes Problem für Preise und Lieferzeiten. Die Textil- und Modebranche bezieht neben Fertigwaren auch dringend benötigte Vorprodukte aus Fernost, für die nicht ohne weiteres alternative Lieferanten gefunden werden können. Auswirkungen auf die Preise, aber auch auf das Produktangebot selbst dürften daher nicht ausbleiben. Bereits 2020 sind die Frachtraten im internationalen Containerverkehr förmlich explodiert. Während Europa in den vergangenen Monaten vergleichsweise wenig nach Asien exportiert hat, laufen die Volkswirtschaften dort, insbesondere in China, seit einem Jahr wieder mit hoher Auslastung. Die internationale Container-Rotation weist ein erhebliches Ungleichgewicht auf: Container, die sich in den Nordseehäfen stapeln, werden in Fernost dringend benötigt. Im Jahresverlauf haben sich die Frachtraten für Container von Asien nach Europa verfünffacht und weisen auch Mitte 2021 weiter nach oben. Staus, Verspätungen und hohe Frachtkosten bleiben an der Tagesordnung.
FBX Frachtraten
FBX Lane | Global | Asia – US West Coast | Asia – US East Coast | Asia – North Europe | North Europe – US East Coast |
25. KW | 6.282 US-$ | 6.969 US-$ | 9.781 US-$ | 11.199 US-$ | 5.688 US-$ |
Vorwoche | 1 % | 2 % | -2% | 2 % | 9 % |
Vorjahr | 252 % | 167 % | 199 % | 595 % | 191 % |
Quelle: Freightos
Verspätungen, Fahrplanausfälle, der blockierte Suez-Kanal und zuletzt die gebundenen Kapazitäten des südchinesischen Containerhafens Yantian stehen für sich verschärfende Knappheiten. Ende Juni geben sich die internationalen Preise im Durchschnitt zwar stabil. Doch Versender zahlen oft hohe Prämien, um überhaupt an Buchungen heranzukommen. Importeure mit Jahresverträgen können war einen Teil der Container noch zu vertraglich vereinbarten Sätzen bewegen, doch alles darüber hinaus läuft nur mit Prämien. Einige Spediteure müssen daher um die 90 % ihrer Fracht zu Raten mit On-Top-Prämien bewegen. Insider schätzen, dass die Raten für Verkehre aus Ostasien nach Nordeuropa oder die US-Ostküste sich im Juli – inklusive der Zusatzprämien – in Sphären von 20.000 US-$ bewegen könnten, und dass gleichzeitig die Lieferverlässlichkeit weiter abnimmt.
Rohstoffpreise steigen weiter
Steigende Ölpreise und die weltweite konjunkturelle Erholung führen zu weiter steigenden Faser- und Garnpreisen und Knappheiten in praktisch sämtlichen Bereichen. Die Preise in Asien steigen gegenüber den Faser- und Garnpreisen in Europa weniger stark an oder sinken sogar leicht. EU-Strafzölle auf das PET-Vorprodukt Monoethylenglykol (MEG) aus den USA und Saudi-Arabien seit Mitte Juni verstärken den Preisauftrieb bei Polyester. Hohe Frachtraten und geringe Verfügbarkeiten nutzen die europäischen Anbieter zur Durchsetzung immer höherer Preise in Europa. Der steigende Preis des Polyamid-Vorprodukts Benzol treibt die Polyamid-Preise in Europa ebenfalls weiter nach oben. Drohende EU-Sanktionen auf Importe aus Belarus könnten zusätzlich auf den PA-, PES- und PP-Preis auswirken. Bei zertifizierten Baumwollqualitäten herrschen eklatante Knappheiten. GOTS-zertifizierte Qualitäten stehen mittelfristig bei weitem nicht in ausreichender Menge zur Verfügung.
Bild: © Jakob Meissner – unsplash.com