Frachtraten bleiben teuer, und Lead times verlängern sich. Das bedeutet unweigerlich zusätzliche Kosten für die meisten Firmen der Branche. Denn der Löwenanteil der in Deutschland gehandelten Textilwaren – Vor- und Fertigware – kommt aus dem Ausland, insbesondere aus Asien. Alleine China steht für ein Viertel der deutschen Importe von Textilien und Bekleidung. Die Huthi-Attacken auf Frachtschiffe im Roten Meer gehen weiter, auch eine konzertierte Aktion der internationalen Gemeinschaft konnte ihnen bisher nicht beikommen. Das heizt die Preise für Luftfracht an. Gleichzeitig binden chinesische Online-Händler wie Shein oder Temu enorme Frachtkapazitäten.
Huthi drohen mit Ausweitung der Attacken
Seit Dezember fahren Containerschiffe große Umwege, um Angriffen der Huthi-Rebellen im Roten Meer aus dem Weg zu gehen. Das erhöht die Treibstoffkosten für die Handelsroute Asien-Europa um durchschnittlich 300.000 US-Dollar pro Fahrt. Zudem verlängern die Umwege die Transitzeit um bis zu 15 Tage. Die gemeinsame Militäraktion der USA und mehrerer europäischer Länder ist nicht wirklich vorangekommen. Vielmehr drohen die Huthi nun mit der Ausweitung ihrer Angriffe auf den Indischen Ozean. Die Container-Hubs an der Küste Omans und die Straße von Hormus als wichtigstes Nadelöhr für den Ölexport nach Asien, Europa und die USA gelten bereits als Risikogebiete.
Luftfracht teurer
Die erzwungenen Umwege und damit einhergehende Preiserhöhungen führen zu einer Verlagerung auf Luftfracht geführt hat. Entsprechend steigen die Luftfrachtraten aus Südasien weiter. Die Preise für Europa sind laut Freightos Air Index um 122 Prozent auf 3,87 USD/kg geklettert. Die großen internationalen Flughäfen in Indien, insbesondere Delhi und Mumbai, kämpfen aufgrund des gestiegenen Volumens mit erheblichen Rückständen, die durch die Hauptsaison der Luftfracht im März und April noch verschärft werden. Die Fluggesellschaften nutzen die relativ hohen Spotraten, um neue Serviceverträge für 2024/25 zu erhöhten Preisen abzuschließen. Auch die Raten für Sea-Air-Hubs wie Dubai stiegen aufgrund der Umwege um das Rote Meer auch im April weiter an und liegen bei bis zu 1,81 USD/kg nach Nordeuropa – das ist 24 Prozent mehr als zu Beginn der Rotmeerkrise.
Mehr Lagerhaltung
Knapp kalkulierte Vorlaufzeiten in der Lieferkette zwingen viele Hersteller zu erhöhter Lagerhaltung. Durch die Kapitalbindung tragen sie nicht nur ein höheres Risiko, sondern haben auch höhere Kosten. Vor dem Hintergrund insgesamt starker Auftragsrückgänge drückt das die knappen Margen weiter nach unten und verschärft den Wettbewerb zusätzlich.
Shein & Co. absorbieren Kapazität
Ein weiterer Treiber für das höhere Luftfrachtaufkommen und damit die Frachtpreise ist die wachsende Nachfrage nach B2C-E-Commerce aus China. Online-Händler wie Temu und Shein fluten den europäischen Markt mit Billigartikeln und kaufen dafür zunehmend Luftfrachtkapazitäten gen Westen auf. Auch wenn die Frachtpreise China-Nordeuropa in den letzten Wochen gesunken sind, liegen sie weiterhin deutlich über dem typischen Niveau für Zeiten außerhalb der Spitzensaison. Lieferungen aus China umfassen bereits ein Drittel des weltweiten Paketvolumens. Kamen 2021 noch ca. zwei Milliarden Pakete aus China in die EU, dürfte ihre Zahl 2024 auf mehr als fünf Milliarden anwachsen.