Textil 4.0 an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen – die Digitale Textile Lernfabrik

Textil 4.0 an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen – die Digitale Textile Lernfabrik

Als Partner der Industrie baut die Hochschule Albstadt-Sigmaringen eine Lernfabrik für digitale Prozessketten mit den Schwerpunkten vernetzte Produktion, Rapid Prototyping und 3D-Simulation von Bekleidung.

Die Digitalisierung in Entwicklung und Produktion stellt für Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie eine Herausforderung dar. Best Practices und Living Labs können hierbei wichtige Anregungen und konkrete Unterstützung bei der Wahl einer geeigneten Strategie bieten. Als Partner der Industrie baut die Hochschule Albstadt-Sigmaringen daher eine Lernfabrik für digitale Prozessketten mit den Schwerpunkten vernetzte Produktion, Rapid Prototyping und 3D-Simulation von Bekleidung auf. Diese wird interessierten Unternehmen für Workshops, Entwicklungskooperationen und als Makerspace zur Verfügung stehen.

Hierfür konnte bereits im Sommersemester 2018 eine Forschungs- und Entwicklungskooperation mit Brother Industrienähmaschinen Japan im Bereich vernetzte Nähmaschinen für leichte und mittelschwere Materialien mit Produktionsfeedback auf Basis der Nexio Technologie gestartet werden. Im Sommersemester 2019 wurden dann mit der Rebstock Consulting GmbH & Co. Kg sowie der Zünd Systemtechnik AG wichtige Partner gewonnen, die die Hochschule mit Hardware und Know-How unterstützen, zu denen sich in der Zwischenzeit weitere namhafte Partner gesellt haben.

3D-Design

Bei der 3D-Simulation, Entwicklung und Darstellung von Bekleidung und textilen Produkten unterstützen inzwischen die Firmen CLO Virtual Fashion mit der Software CLO 3D die Hochschule. Diese Partnerschaft ermöglicht es sowohl Studierenden als auch Unternehmen einen fundierten Einblick in die Potenziale der 3D-Bekleidungssimulation zu geben. Mit den bereits etablierten Partnern Assyst GmbH sowie Lectra befinden sich somit drei 3D-Systeme sowie zwei 2D-CAD-Systeme im Einsatz. Mit der Vuframe GmbH als Partner für Forschung und Lehre sind die Studierenden bereits für kommende Aufgaben bei der Aufbereitung von 3D-Daten von Bekleidung zur Präsentation in Virtual Reality und Augmented Reality gerüstet. Schwerpunkte der Kooperation sind die automatisierte Aufbereitung von Daten aus der 3D-Simulation von Bekleidung für VR und AR sowie plattformübergreifendes Datenhandling.

Digitaler Textildruck

Neben digitalem Zuschnitt und der digitalen Entwicklung von Bekleidung ist der digitale Textildruck eine Zukunftstechnologie, die den individualisierten Druck auf Textilien on Demand ermöglicht. Insofern ist diese Technologie eine wichtige Komponente der Digitalen Textilen Lernfabrik für die die Hochschule Albstadt-Sigmaringen prominente Partner für Forschung und Entwicklung gewinnen konnte. Als eine der ersten Hochschulen überhaupt wird die HS Alb-Sig von der Firma HP mit dem HP Stitch S500 Sublimationsdrucker ausgestattet. Dieser bietet unter anderem neue und innovative Ansätze für das Farbmanagement, die eine kontinuierliche Prozessüberwachung sowie die Reproduktion von Druckaufträgen maschinenübergreifend deutlich erleichtern sollen. Auch die Anbindung an die HP PrintOS-Technologie stellt einen Meilenstein bei den Bemühungen zum Aufbau einer vernetzten Albstädter Lernfabrik dar. Als Software Partner unterstützt die ErgoSoft AG mit für die Bedarfe der Textilindustrie optimierter RIP-Software, einer enorm wichtigen und oft unterschätzten Komponente in Druckworkflows.

Farbmanagment

Eine Herausforderung für flexible und agile Produktion in der Textil- und Bekleidungsindustrie, insbesondere im digitalen Textildruck, ist die effiziente und verbindliche Kommunikation und Reproduktion von Farben. Zum Ausbau der hierfür benötigten Kompetenz im Farbmanagement unterstützt die Firma Caddon die Hochschule Albstadt-Sigmaringen mit ihren can:view und can:scan-Lösungen sowie der can:connect-Software . Diese Systeme ermöglichen ortsaufgelöste Spektralaufnahmen zur Farbdefinition auf farbig gemusterten und strukturierten Oberflächen sowie die schnelle und prozesssichere Profilerstellung für digitale Textildruckmaschinen. Gemeinsame Forschung findet darüber hinaus in der Erstellung farbverbindlicher virtueller Predictions von Strick oder Webdaten sowie deren Farbspektren und weiteren Eigenschaften der eingesetzten Garne statt.

Mit der Multi-Plot Europe GmbH wird die Hochschule von einem der führenden Systemhäuser für den textilen Digitaldruck im deutschen Markt bei der anwendungsspezifischen Optimierung von Druckprozessen unterstützt. Insbesondere für das textile Cluster vor Ort mit wenig Erfahrung im digitalen Textildruck stellt ein solcher Partner eine große Chance im Technologietransfer dar.

Retrofitting

Aufgrund großer Bestände an vollkommen funktionstüchtigen Altanlagen und Maschinen in der Produktion bergen Ansätze zum Retrofitten zum Beispiel in der Konfektion enorme Potenziale und stellen einen unverzichtbaren Baustein auf dem Weg zu einer vernetzten Produktion dar. Zusammen mit der Codecentric AG als nichttextilem Technologieträger werden daher vor Ort in den Nählaboren der Hochschule in Albstadt sowohl geeignete software- als auch Hardwarelösungen erforscht. Diese sollen sich zu einem späteren Zeitpunkt auch in der Digitalen Textilen Lernfabrik wiederfinden.

Technologietransfer und Austausch

Ziel all dieser Aktivitäten ist es Unternehmen, Verbände und Studierende sowohl zu integrieren als auch zu vernetzen. Auch die Gewährleistung des Technologietransfers zu Unternehmen der Textilindustrie und die Vernetzung textiler und nichttextiler Technologieträger, die dringend benötigt wird, sind erklärte Ziele dieser Anstrengungen, die an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen nicht nur fortgeführt, sondern forciert werden sollen.

Foto: Hochschule Albstadt-Sigmaringen