Textilfassade verbessert urbanes Mikroklima

Textilfassade verbessert urbanes Mikroklima

Ein am Institut für Leichtbau und Entwerfen (ILEK) der Universität Stuttgart entwickeltes textiles Fassadensystem verbessert urbanes Mikroklima und wirkt gegen Hitzeinseln und Überschwemmungen.

Textiler Regenspeicher

Asphalt- und Betonflächen absorbieren Sonnenstrahlung und wandeln diese in Wärme um. Im Gegensatz zu Grünflächen findet eine Kühlung durch Verdunstung von Wasser kaum statt. Das Regenwasser kann nicht versickern und wird fast vollständig in die Kanalisation geleitet, die bei hoher Niederschlagsmenge überlastet. Überschwemmungen sind die Folge. Ein vielversprechender Lösungsansatz ist das vom ILEK entwickelte textile Leichtbau-Fassadensystem HydroSKIN. Es speichert Regenwasser, welches bei hoher Außentemperatur verdunstet. Die dabei entstehende Verdunstungskälte hilft, das urbane Mikroklima zu verbessern.

Leichtbau-Fassadenelement

Intelligentes Wassermanagement

Im Mittelpunkt der Innovation stehen Abstandsgewirke. Dank ihrer Strickkonstruktion kann im Textilinneren die Luft gut zirkulieren. Das begünstigt eine sehr schnelle Verdunstung, was den Kühleffekt der Fassade noch verstärkt. Die Deckflächen des 3D-Gewirkes lassen Regentropfen ins Innere und schützen zugleich vor Verschmutzung durch Insekten und Blätter. Eine Folie auf der Innenseite des Textils leitet das Wasser nach untern in ein Profilsystem ab. Von dort kann es entweder in einem Reservoir gespeichert oder direkt im Gebäude verwendet werden, um den Wasserverbrauch zu senken. An heißen Tagen wird das Wasser zurück in das Fassadenelement geleitet, wo es verdunsten kann, um Gebäude und Umgebung zu kühlen. Die Größe der Fassadenelemente ist flexibel. Das geringe Flächengewicht ermöglicht eine einfache Montage an allen gängigen Fassaden. Dadurch lassen sich auch Bestandsgebäude entsprechend nachrüsten.

Je höher desto effektiver die Wirkung

Hochhaus D1244 der Universität Stuttgart

Hohe Gebäude bieten ein besonderes Potenzial für hydroaktive Gebäudehüllen. Je höher die Gebäude werden, desto schräger trifft der Regen aufgrund der hohen Windkräfte als Schlagregen auf die Gebäudefassade, so dass ab einer Höhe von etwa 30 Metern mehr Regen auf die Fassade trifft als auf ein horizontales Dach gleicher Größe. Die hohen Windgeschwindigkeiten verstärken den Verdunstungseffekt zusätzlich, so dass ein kühler Luftstrom entsteht, der sich nach unten in den Stadtraum bewegt.

Labortests haben bewiesen, dass die Oberflächentemperatur der HydroSkin-Fassade durch den Verdunstungskühleffekt um ca. 10 °C gesenkt werden konnte. Derzeit werden die hydroaktiven Fassadenelemente unter realen Wetterbedingungen am Hochhaus D1244 der Universität Stuttgart getestet.

Bilder: © ILEK