Trotz Gaspreisbremse: Sorgen bleiben Bild: © Reimund Bertrams - pixabay.com

Trotz Gaspreisbremse: Sorgen bleiben

Die mittelständische Textilindustrie sieht dem Winter trotz Gaspreisbremse mit Sorge entgegen. Energiekosten, Inflation und Rezession ergeben einen gefährlichen Mix.

Die Bundesregierung muss die Empfehlungen der Expertenkommission zur Gaspreisbremse für die Industrie jetzt zügig, KMU-tauglich und bürokratiearm umsetzen, fordert der Gesamtverband der deutschen Textil- und Modeindustrie. Denn für zahlreiche mittelständischen Industrieunternehmen bleibt es ein Kraftakt, sich gegen die Energiekosten, Super-Inflation und Rezession zur Wehr zu setzen.

Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes textil+mode.

Dr. Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie: „Als mittelständische Textil- und Modeindustrie sehen wir dem Winter mit großer Sorge entgegen. Mit der heutigen Empfehlung der Expertenkommission ist klar, dass die Industrie einen größeren Einsparbeitrag als Verbraucherinnen und Verbraucher leisten muss, obwohl die Industrie schon erhebliche Einsparungen vorgenommen hat. Auf die 7 Cent Industrie-Gaspreisebremse für 70 Prozent des Verbrauchs im Vergleich zu 2021 kommt für die Unternehmen noch die volle Wucht der Netzentgelte, Steuern und Abgaben dazu. Damit liegt die Industrie-Gaspreisbremse in Summe für viele Unternehmen auf dem Niveau der Verbraucher-Gaspreisbremse von 12 Cent. Dies bedeutet für viele Unternehmen der deutschen Textil- und Modeindustrie im internationalen Wettbewerb eine enorme Kraftanstrengung.“

Nach einer Umfrage des Gesamtverbandes aus der vergangenen Woche liegt der maximale Gaspreis, um Produktion und Arbeitsplätze am Standort Deutschland weitestgehend aufrecht erhalten zu können, bei 8 Cent pro Kilowattstunde alles inklusive. Bei 10 Cent ist mit weiteren Verlagerungen der Produktion ins Ausland zu rechnen, ab 15 Cent drohen flächendeckende Schließungen. Dr. Uwe Mazura: „Dies zeigt, dass die Empfehlungen der Expertenkommission nur einen sehr schmalen Handlungskorridor für die Unternehmen eröffnen. Völlig unklar ist auch noch der europarechtliche Beihilferahmen der Empfehlungen. Auch gegen die explodierenden Strompreise gibt es noch kein Konzept.“

Die Rekord-Energiepreise, Super-Inflation und Rezession bedrohen die Existenz Hunderter Textilveredler, Spinnereien, Webereien und Vliesstoffhersteller; Unternehmen, die mit ihren Produkten wie Industriefiltern, Zulieferungen für E-Autos und Windkraftanlagen, Spezialtextilien für Umwelt- und Klimaschutz einen wichtigen Beitrag für die Lieferketten in den Bereichen neue Mobilität, ressourcensparendes Bauen, Medizin, Klimawende und Kreislaufwirtschaft leisten. Die Weltmarktführerschaft bei technischen Textilien steht auf dem Spiel. Deutschland braucht dringend ein energie- und klimapolitisches Gesamtkonzept über den Abwehrschirm hinaus!

Die Textilverbände schlagen daher vor, angesichts der Krisenlage alle verfügbaren Kraftwerke zur Energieerzeugung zu nutzen. Das gilt für eine Übergangszeit auch für die noch betriebsbereiten AKW. Darüber hinaus ist auch die Gasgewinnung aus Gasfeldern in Deutschland eine Übergangslösung. Hauptgeschäftsführer Mazura: „Wir brauchen Klarheit und Wahrheit in der Diskussion und vor allem viel mehr Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren Energien. Zur Wahrheit gehört auch, dass wir Gas als Brückentechnologie hin zur Klimaneutralität noch über ein Jahrzehnt hinaus benötigen, wenn wir unser Land nicht flächendeckend deindustrialisieren wollen. Die deutsche Textil- und Modeindustrie, die weltweit als führend bei technischen und Spezialtextilien gilt, steht bereit, auch künftig mit innovativen Produkten und Verfahren die Energiewende in Deutschland voranzubringen. Voraussetzung ist allerdings, dass Unternehmen in Deutschland überhaupt noch wettbewerbsfähig produzieren können.“