Zukunftsfaser Hanf

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Bild: © Felde Fibres
 
Zukunftsfaser Hanf
Dem Hanf-, Leinen- und Nesselfaserhersteller Felde Fibres ist es gelungen, aus Bastfaserbündeln Elementarfasern zu gewinnen. Das ermöglicht ganz neuen Garnfeinheiten.

Hanf zählt zu den nachhaltigsten textilen Rohstoffen der Welt. Er wächst in sämtlichen Klimazonen, benötigt keine Pestizide, ist trockenheitsresistent und verbessert den Boden. Dem Hanf-, Leinen- und Nesselfaserhersteller Felde Fibres ist es gelungen, aus Bastfaserbündeln Elementarfasern zu gewinnen. Das ermöglicht ganz neuen Garnfeinheiten.

Ulrik Schiøtz ist der Geschäftsführer der Felde Fibres GmbH. Bild © Felde Fibres

Über Jahrtausende war Hanf ein beliebter Faserlieferant, bis er durch andere Fasern verdrängt wurde. Heute wird Hanf als Nachhaltigkeitschampion wiederentdeckt. „In der Hanfpflanze sind die Fasern durch Lignin miteinander zu Faserbündeln verbunden, die einen Mantel um den holzigen Kern des Stängels bilden“, erklärt Ulrik Schiøtz, Geschäftsführer der Firma Felde Fibres in Neuruppin.„Die textile Verarbeitung solcher Bündel führt zu einem groben Griffgefühl und einem unregelmäßigen Erscheinungsbild. Unser neues Verfahren entfernt das Lignin mit schonenden Verfahren. Dadurch gewinnen wir einzelne, elementare Fasern und erhalten gleichzeitig ihre Festigkeit. Das ermöglicht Stoffe mit weichem Griff und ebenmäßigem Erscheinungsbild.“

Die Vorteile von Hanftextilien

Hanf ist von Natur aus mit hochwertigen Eigenschaften ausgestattet. Durch hohe Zugfestigkeit halten Stoffe und Kleidungsstücke länger. Hanftextilien sind atmungsaktiv und bieten dadurch hohen Tragekomfort, vor allem im direkten Hautkontakt. Zudem nehmen Hanfstoffe keine Gerüche von z. B. Schweiß auf, und sie bieten einen hohen UV-Schutz, was sie besonders gut geeignet für Kinder und Babys macht.

Anwendungsvielfalt

Marina Finken verantwortet den Vertrieb bei Felde Fibres. Bild © Felde Fibres

„Unsere Elementarfasern können in den gängigen Spinntechnologien versponnen und daher in praktisch alle Arten von Stoffen umgewandelt werden“, sagt Key Account Managerin Martina Finken. Für Ringund OE-Spinnverfahren werden die Fasern mechanisch verkürzt (kotonisiert), um sie mit Baumwolle, Lyocell oder Polyester verspinnen zu können. In natürlicher Stapellänge können Hanffasern für Kamm- und Streichgarne in Mischungen z. B. mit Wolle versponnen werden. Im Non-wovens-Bereich wird die Faser für Vliesstoffe oder Bettwaren in verschiedensten Mischungen eingesetzt.

GOTS-Zertifizierung

Besonders stolz ist Felde Fibres darauf, als einziges Unternehmen weltweit für alle drei der in Europa hauptsächlich vorkommenden Bastfasern GOTS-zertifiziert zu sein: Hanf, Brennnessel und Leinen. Für konventionelle Hanf- und Brennesselfasern liegen OEKO-TEX® Standard 100-Zertifizierungen vor.

Hanf als Winterkultur

Hanf als Nebenkultur zwischen Hauptkulturen gewährleistet hochwertige Fasern und bietet Landwirten zusätzliches Einkommen. Felde Fibres bezieht Winterhanf ausschließlich in Deutschland. Die meisten Lieferanten sind weniger als 100 km von der Produktionsstätte entfernt. Der Hanfanbau bietet Vorteile für den Landwirt und die Umwelt: Hanf braucht keine Pestizide. Er trägt zur Auffrischung der Bodennährstoffe bei, verbessert die Zusammensetzung und das Wassermanagement des Bodens und bindet CO2.

Rückverfolgbarkeit bis zum Feld

„Wir schließen Verträge mit unseren Landwirten ab, die ihnen angemessene Bezahlung sichern und sie andererseits verpflichten, unsere Qualitäts- und Umweltrichtlinien einzuhalten.“ Wenn der Hanf in Form von Strohballen angeliefert wird, wird zunächst die Qualität getestet. Die Ballen werden mit den Initialen des Landwirts gekennzeichnet und gemeinsam in Chargen verarbeitet. Dadurch lässt sich jede Charge bis zum Ursprungsbetrieb zurückzuverfolgen.

Bislang produzierte Felde Fibres in einer Versuchs- und Kleinproduktionsanlage in Groß Helle, Mecklenburg-Vorpommern. 2022 wurde mit neuem Gesellschafter und Kapital die seit 2011 bestehende NFC Nettle Fibre Company GmbH in Felde Fibres GmbH umbenannt und eine Produktionsanlage in industriellem Maßstab mit neuentwickelter Technologie und verbesserter Qualität aufgebaut. Die neue Anlage bei Neuruppin in Brandenburg geht aktuell an den Start. Dort können jährlich 20.000 Tonnen Stroh zu ca. 5.000 Tonnen feinen Textilfasern verarbeitet werden.

 

HINWEIS: Am 13. November 2024 beim Technischen Ausschuss von Gesamtmasche, haben Sie die Möglichkeit  Martina Finken persönlich kennenzulernen. Weitere Informationen mit der Möglichkeit einer kostenlosen Anmeldung finden Sie hier.

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